21. Januar 1948: Umbenennung von Straßen nach dem Nationalsozialismus

•Dr. Jochen Rath, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld•

Von der Kaiserstraße zur Horst-Wessel-Straße zur Kaiser-Straße zur August-Bebel-Straße: Straßennamen waren und sind auch in Bielefeld immer Spiegelbild politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und Neubewertungen und damit nicht unumstößlich, mit allen verbundenen Unbequemlichkeiten im Diskurs und in den Konsequenzen, vor allem für die Anwohnerschaft. Am 21. Januar 1948 beschloss der Stadtrat auf Antrag der SPD, keineswegs einstimmig, die Umbenennung von 25 Straßen. CDU-Ratsherr Gustav Landmeyer (1872-1954), der mit ausgefallenen Argumentationen überraschte, hatte schon 1947 bei einer ersten Aussprache über eine Liste mit 40 umzubenennenden Straßen im Rat prognostiziert, dass „sich die Geister wohl immer dann scheiden werden, wenn es um die Beseitigung der Namen der in die Geschichte eingegangenen Männer geht“ – von Frauen war nicht die Rede.

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Die mutmaßlich meistumbenannte Straße Bielefelds an der Süd-Ost-Ecke des Kesselbrinks: Kaiserstraße (spätestens 1873-1945) – Horst-Wessel-Straße (1933-1945) – Kaiserstraße (1945-1948) – August-Bebel-Straße (seit 1948); Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-0329-039

In allen Diskussionen ging es um Grenzziehungen bei der Bewertung von Biographien und Ereignissen und um deren anschließende Verortung: Wo endet eine zulässige Erinnerung an Preußen, wo beginnen übersteigerter Nationalismus, Chauvinismus und Militarismus, wo Nationalsozialismus, wo liegen dessen Wurzeln und Ursachen? Wie findet Ehrung im öffentlichen Raum statt und wo ihre Grenzen? Diese Fragen konnten und können von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik unterschiedlich beantwortet werden, aber auf jeden Fall nicht mit bloßen Datierungen.

 Erste Umbenennungen 1945/46

Im Gefolge der Revolution von 1918 waren Straßen in Bielefeld u. a. nach Friedrich Ebert, Gustav Stresemann, August Bebel und Walter Rathenau benannt worden. 1933 beeilten sich die Nationalsozialisten, diese Benennungen nach ausgewiesenen Demokraten wieder aufzuheben. Stattdessen wurden auch „Märtyrer der Bewegung“, NS-Apologeten und Wehrmachtssoldaten verewigt, deren Namenspatenschaft aber keine Tausend Jahre durchhalten sollte, denn nach 1945 wurde Deutschland und damit auch Bielefeld auf vielfältige Weise entnazifiziert und demokratisiert.

Schon vor der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 waren in Bielefeld in der NS-Zeit eingeführte Straßennamen erstmalig diskutiert worden, da die Stadt bereits am 4. April 1945 von US-Truppen befreit worden war. Am 30. April 1945 beriet eine „Kommissions- und Dezernentenbesprechung“, die mutmaßlich der von den Amerikanern eingesetzte neue Oberbürgermeister Josef Niestroj (1903-1957) leitete, eine erste, am 24. April 1945 von unbekannter Hand erstellte Liste mit 15 Straßennamen, handschriftlich waren zwei weitere ergänzt worden. Freilich hatten die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 noch mehr Straßenbenennungen angeordnet, die nicht ins Blickfeld gerieten. Bemerkenswert an der Liste ist, dass die vorgelegte Tabelle bereits für jede Straße eine Um- oder Rückbenennung oder Beibehaltung vorschlug. So sollten drei nach Wehrmachtssoldaten benannte Straßen unangetastet bleiben: Namensgeber waren die „Fliegerasse“ Franz von Werra (1914-1941) und Werner Mölders (1913-1941) sowie der Bielefelder Helmuth Haun (1915-1941). Haun war, wie auch die beiden anderen, Ritterkreuz-Träger (Verleihung 8. August 1941). Alle fielen innerhalb von fünf Wochen im Herbst 1941. Dass Ende April 1945 zunächst noch eine Beibehaltung der Straßennamen nach Soldaten angedacht war, mag vielleicht mit dem lange verbreiteten Glauben an eine „saubere Wehrmacht“ zusammenhängen, ein Mythos, der erst seit den 1980er-Jahren dekonstruiert werden konnte, als die Forschung Kriegsverbrechen der Wehrmacht und deren aktive Beteiligung am Vernichtungskrieg belegen konnte.

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Erste Umbenennungsvorschläge datieren bereits vom 24. April 1945; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 108,12/Vermessungs- und Katasteramt, Nr. 301: Straßenumbenennungen, 1910-1986

Für andere Straßen waren in der Liste von April 1945 frühere oder neue Namen vorgeschlagen, aber per Überschreibungen verworfen worden. So sollten auch die Langemarckstraße, die 15er- und die 55er-Straße, die Hans-Lody-Straße, ja sogar die Schlageterstraße ihre Namen beibehalten. Zur Orientierung: Langemarck war ein von deutscher Seite mythologisierter Schlachtort 1914, die Infanterie-Regimenter 15 und 55 bildeten die preußische Garnison in Bielefeld, Hans Lody (1877-1914) war ein deutscher Spion, den die Briten exekutiert hatten, und Albert Leo Schlageter (1894-1923) ein von den Nationalsozialisten als Vorkämpfer verehrter Freikorpsangehöriger, der wegen seiner Anschläge gegen französische und belgische Einrichtungen 1923 hingerichtet worden war.

Am 9. Juni 1945 informierte Oberbürgermeister Niestroj die Stadtämter über die ersten fünf Umbenennungen: die Horst-Wessel-Straße (wieder Kaiserstraße), die Dietrich-Eckart-Straße (Am Bürgerpark), Am Holzbach (Karl-Hofmann-Straße), die Reichspoststraße (wieder Friedrich-Ebert-Straße) und die Saarstraße (wieder Stresemannstraße). Mit dem als SA-Mann erschossenen „Die Fahne hoch“-Autor und nachfolgend als „Märtyrer der Bewegung“ verklärten Horst Wessel (1907-1930) und dem frühen Hitler-Förderer und Antisemiten Dietrich Eckardt (1868-1923) waren zwei NS-Protagonisten als Namensgeber ebenso betroffen wie die symbolische Benennung nach der Saar-Abstimmung vom 13. Januar 1935. Nach diesem Volksentscheid (90,7 % Zustimmung) war das als Mandatsgebiet des Völkerbundes verwaltete Saargebiet wieder in das Deutsche Reich zurückgekehrt. In Saarbrücken gibt es dagegen, trotz eingehender Diskussionen in einer Kommission und öffentlicher Debatte, weiterhin eine „Straße des 13. Januar“, die an diesen „Heim-ins-Reich“-Volksentscheid erinnert, jetzt mit einer erklärenden Tafel. Die heutige Saarstraße in Jöllenbeck trägt ihren Namen übrigens unverdächtig nach dem Fluss.

Da es noch keine Tageszeitungen gab, sollten die ersten fünf Umbenennungen am 25. Juni 1945 auf der Bekanntmachungstafel veröffentlicht werden. Mindestens die Schlageterstraße scheint aber weiterhin unverändert geblieben zu sein, denn am 14. November 1945 wandte sich die SPD an den Oberbürgermeister, dass die Bevölkerung im Bereich der früheren Luftwaffensiedlung an „Strassenbezeichnungen aus der Nazizeit begreiflicher Weise Anstoss“ nehme, nämlich von Werra, Mölders und eben nach Schlageter als Namensgeber, während die noch nicht bebaute Helmuth-Haun-Straße nicht genannt wurde. Am 6. März 1946 beschloss der Rat endlich die Umbenennung der Straßen, zugleich wurde „Am Bürgerpark“ (vormals Dietrich-Eckart-Straße) zur Lina-Oetker-Straße.

1947: 40 Namen verursachen Schall und Rauch

Mit diesen Umbenennungen war es freilich bei weitem noch nicht getan. Am 26. April 1947 legte die SPD dem Rat eine 40 Straßennamen umfassende Liste für Umbenennungen vor. Antragsteller Emil Gross (1904-1967) erläuterte die am Vorabend noch interfraktionell beratene Liste dahingehend, dass es sich um eine „Trümmerbeseitigung auch in dieser geistigen Hinsicht“, die nicht nur Namen aus der Nazizeit betreffe, sondern auch „die aus der militärischen Epoche“ Preußens. Viele Vorschläge stammten aus der Bürgerschaft, weshalb dieses Thema „keine Frage einer Partei, sondern eine Frage der Bielefelder Bevölkerung“ sei.

In der 40´er-Liste erschienen vor allem Benennungen nach Militärs, Politikern und Schlachten. Die Reihe preußischer Generale führte Blücher (1742-1819) an, gefolgt von Friedrich Wilhelm Bülow (1755-1816), August Neidhardt von Gneisenau (1760-1831), August Karl von Goeben (1816-1880), Gottlieb Graf von Haeseler (1836-1919), Ludwig Adolf Wilhelm Freiherr von Lützow (1782-1834), Hellmuth Graf von Moltke (1800-1891), Graf Albrecht von Roon (1803-1879), Gerhard von Scharnhorst (1755-1813), Karl Friedrich von Steinmetz (1796-1877), Heinrich Adolf von Zastrow (1801-1875) und Karl Joachim von Ziet(h)en (1699-1786). Weitere Militärs waren die Jagdflieger Max Immelmann (1890-1916) und Manfred von Richthofen (1892-1918) aus dem Ersten Weltkrieg, nach denen noch heute Straßen (u. a. in Münster und Detmold), Bundeswehr-Einheiten und Kasernen benannt sind. Erneut erschienen auch der Bielefelder Ritterkreuz-Träger Haun und der hingerichtete Spion Lody auf der Liste, den Gross unrichtig als Nazi bezeichnete.

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Emil Gross (1904-1967) war SPD-Wortführer in der Umbenennungsdebatte; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 61-7-2

Neu gelistet war Generalfeldmarschall und Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934). Hindenburg, Chef der Obersten Heeresleitung im Ersten Weltkrieg, war 1925 als Kandidat rechtsbürgerlicher und republikfeindlicher Kreise zum Reichspräsidenten gewählt und 1932 bestätigt worden. Am 30. Januar 1933 hatte er Hitler zum Reichskanzler ernannt, der NSDAP den Weg zur Machtübernahme geebnet und damit aktiv zum Untergang der Weimarer Republik beigetragen. Weitere Politiker auf der Liste waren Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) und der antisemitische preußische Hofprediger Adolf Stöcker (1835-1909). Um Bismarck und Hindenburg sollten sich nachfolgend vor allem die Diskussionen drehen.

Die Schlachtenorte Fehrbellin (1675), Langemarck, Sadowa (Königgrätz, 1866), Sedan (1870), Tannenberg (1914) waren als Namensgeber ebenso auf der 40´er-Liste wie Benennungen nach den Infanterie-Regimentern 15 und 55 sowie solche, die zu stark einem Preußentum zu huldigen schienen, nachdem der Alliierte Kontrollrat am 25. Februar 1947 erklärt hatte, dass der Staat Preußen, der „seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland gewesen ist“, zu bestehen aufgehört habe und folglich aufzulösen sei. Konsequenterweise waren auch die Hohenzollern-, die Kaiser-, die König- und die Victoriastraße auf die Liste gelangt. Eindeutig als nationalsozialistisch behaftet erkannt worden waren die früheren Benennungen Am Thie (abgeleitet vom NS-mythologisierten „Thing“ als Versammlungsort der Germanen), die Saarstraße (Abstimmung 1935) und die, allerdings schon 1932 so benannte, Sudetendeutsche Straße.

Offensichtlich aufgrund von Verwechslungen waren zwei Straßen in Gross´ Liste gerutscht. Namensgeber waren nämlich der Historiker Peter Florens Weddigen (1758-1809) aus Bielefeld und der kurpfälzische Hofrat Andreas Lamey (1726-1802), der 1779 eine Geschichte des 1346 ausgestorbenen Grafengeschlechts von Ravensberg publiziert hatte, und nicht der Herforder U-Boot-Kommandant Otto Weddigen (1882-1915) und der Reformpolitiker August Lamey (1816-1896). Die ursprünglichen Zweifel am früheren badischen Innenminister sind allerdings kaum nachvollziehbar, hatten die Nationalsozialisten in Mannheim 1935 das Lamey-Denkmal doch gerade wegen dessen „Judenfreundlichkeit“ 1935 entfernt, da dieser das 1862 verkündete „Gesetz über die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten“ wesentlich mitentwickelt hatte. Weitere Umbenennungen sah die SPD für die gerade eingeführten Namen Auf dem langen Kampe, Auf dem niederen Esch und Auf dem oberen Esch, die 1946 die Nachfolge von Mölders, von Werras und Schlageters angetreten hatten. Nicht politisch motiviert war die Umbenennung eines Teilabschnitts der 1931 nach August Beckhaus (1877-1945) benannten Straße. Im Gegenteil: Gross erschien die Benennung dieser Straße nach dem früheren Landrat als unzureichend, obwohl dieser NSDAP-Mitglied gewesen war.

Im Raum standen neue Benennungen nach

  • Literaten (Annette v. Droste-Hülshoff, Gerhard Hauptmann, Heinrich Heine, Gottfried Herder, Georg Herwegh, Hans Sachs)
  • Philosophen (Johann Gottlieb Fichte)
  • Wissenschaftlern (Robert Bunsen, Karl Friedrich Gauss, Johannes Kepler, Robert Koch, Nikolaus Kopernikus, Gottfried Wilhelm Leibniz, Justus Liebig, Friedrich List)
  • Künstlern (Albrecht Dürer, Käthe Kollwitz, Ludwig Richter, Heinrich Zille)
  • Musikern (Johannes Brahms, Gustav Adolf Uthmann) sowie
  • Staatsmännern und Politikern (August Bebel/SPD, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein, Gustav Stresemann).

Lokalkolorit brachten die Neuvorschläge Alfred Bozi (Jurist und VHS-Gründer), Oberbürgermeister Ludwig Huber, Karl Löwe (Bildhauer), Karl Eilers (SPD-Stadtrat 1919-1933), Heinrich Forke (Mitgründer und Vorstand Freie Scholle), Hermann Schäffer (SPD Schildesche) und der Kommunist Otto Giesselmann (1904-1944), der 1933 bis 1936 im KZ inhaftiert war und 1944 hingerichtet wurde. Ebenfalls an Widerstandskämpfer erinnern sollten Benennungen nach den Geschwistern Scholl von der „Weißen Rose, Wilhelm Leuschner (1890-1944; 20. Juli 1944, SPD) und Dietrich Bonhoefer (1906-1945), der als Widerständler 1943 inhaftiert und noch im April 1945 im KZ Flossenbürg gehängt worden war. Schon am 25. Februar 1947 hatte der KPD-Stadtrat Georg Klose (1906-1973) Benennungen nach Giesselmann und den Geschwistern Scholl beantragt, die die SPD nun aufgenommen hatte. Bei weiteren Vorschlägen handelte es sich um Rück- oder Umbenennungen: Im Stift, Am Oetkerbahnhof, Kreuzstraße, Oldentruperstraße, Teutoburgerstraße und Eichenstückenstraße.

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Die 40´er-Liste von 1947; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 140/Protokolle, Nr. 186f: Ratsprotokoll vom 26. April 1947

Gross´ Ausführungen mussten konservative Kreise z. T. als provokant empfinden, als er zur Bismarckstraße ausführte: „Es ist nicht von ungefähr, dass man Vergleiche zieht zwischen 13 Jahre[n] unter Hitler und 12 Jahre[n] unter Bismarck.“ Für die CDU ergriff Rechtsanwalt Landmeyer zuerst das Wort. Landmeyer war eigenem Bekunden im Entnazifizierungsverfahren nach Mitglied und örtlicher Vorsitzender der Deutschen Volkspartei sowie Stadtverordneter gewesen und nicht der NSDAP beigetreten. Er argumentierte, dass die Militärregierung keinen Handlungsdruck ausübe, und wandte sich gegen eine „Beseitigung von Namen solcher Persönlichkeiten, die mit der preussisch-deutschen Geschichte verbunden sind“. Außerdem habe der Landesinnenminister per Erlass vom 8. Februar 1947 darauf hingewiesen, dass in Anlehnung an die Kontrollratsdirektive von 1946 als militaristisch alle kriegerischen Ereignisse nach dem 1. August 1914 galten einschließlich damit zusammenhängender Personen, Organisationen und Einrichtungen. Benennungen nach Bismarck, Blücher, Moltke oder Sedan waren ausdrücklich weiter möglich.

Landmeyer forderte eine Debatte „ohne Hass und ohne Eifer, auch ohne irgendwelche parteipolitischen Momente“ und wandte sich gegen Einzelehrungen: „Es sind Tausende von Leuten gewesen, die dieser Verbrecher Hitler umgebracht hat.“ Ihm schienen Stauffenberg, Goerdeler und Witzleben aus dem militärischen Widerstand grundsätzlich geeigneter als die Vorgeschlagenen. Nicht nur in der Rückschau bizarr erscheint Landmeyers Schlussstrich-Argumentation, dass, um das Naziregime schnellstmöglich zum Vergessen zu bringen, „alle Erinnerungen hieran zu beseitigen“ seien. Straßenbenennungen nach NS-Opfern jedoch würden „solche Erinnerungen“ wachhalten und auch keine Ehrung darstellen (Westfalen-Zeitung v. 29. April 1947). Eine Aufhebung der Benennungen nach Bismarck, Moltke, Roon etc. bezeichnete er als „ebenso töricht wie würdelos“ und hielt anschließend ein Plädoyer für Hindenburg („grosse Verdienste“). Auch zugunsten Bismarcks, „um den uns die Welt beneidet hat“, argumentierte Landmeyer, sagte zu, Benennungen nach Carl Severing und August Bebel, nach Schäffer und Eilers unterstützen zu wollen: „Aber nehmen Sie unseren Bismarck nicht!“. Einverstanden war man mit den Aufhebungen der Benennungen nach Immelmann, Richthofen und auch Haun. Zwar sei Haun kein Kriegshetzer gewesen und wäre wohl „als Bielefelder, wenn wir den Krieg gewonnen hätten, sehr geehrt worden“, aber er stehe nun einmal mit dem verbrecherischen Krieg in Verbindung. Landmeyers Schlussstrich-, „unser“- und „wir“-Argumentationen lieferte viel Angriffsfläche, die die Gegenseite aber nicht attackierte.

KPD-Vertreter Klose verwies auf die Vorgeschichte des Nationalsozialismus, der seine Ursachen in der „glänzenden[n] Vergangenheit“ Preußens habe. Es ginge nicht darum, „diesen oder jenen alten General verschwinden zu lassen“, sondern der Bevölkerung und der Jugend „Vorbilder vor Augen zu führen“. Hindenburg habe Hitler die „Macht ausgeliefert“, zugebenermaßen in hohem Alter, aber er habe entweder anders handeln oder „verschwinden“ müssen. Bismarck sei wegen seiner antiliberalen, antienglischen und antifranzösischen Politik einer „der größten Schädlinge in der deutschen Geschichte“.

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Christdemokrat Gustav Landmeyer (1872-1954) argumentierte wortreich; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 61-12-6

Christdemokrat Prof. Dr. Friedrich Verleger (1887-1965) insistierte auf dem vom Innenministerium festgelegten Trenndatum 1. August 1914. Alles was davor benannt worden sei, müsse erhalten bleiben („Diese Namen sind Geschichte“), da sie das „Denken, Fühlen und Wollen“ früherer Generationen widerspiegelten. Verleger verwies auf echt militaristische Namen wie die Kavalleriestraße, brachte gar Karl Marx als Namenspatron ins Spiel. Sein Parteikollege Fritz Sahrmann (1907-1980) dagegen fantasierte über „Schamröte“ angesichts der Vorschläge, forderte „Toleranz“ gegenüber Vergangenheit und Jetztzeit und witterte „Bilderstürmerei“.

Gross appellierte an alle, das „Gesamtbild unserer geschichtlichen Vergangenheit sich zu überlegen und davon Abstand zu nehmen“, auch durch Straßenumbenennungen: Es „geht nicht darum, den alten Hindenburg anzuschwärzen“. Die neuen Namensvorschläge beruhten einerseits auf „Repräsentanten deutschen Geistesgutes“, andererseits auf Vertretern aus Kirche, Arbeiterschaft und Jugend für eine „Namensgebung aus demokratischen Erziehungsgründen“.

Christdemokratin Dr. Viktoria Steinbiß (1892-1971) brach eine Lanze für Adolf Stöcker, dessen Antisemitismus sie mit allgemeinen Stimmungen in der Berliner Bevölkerung zu erklären versuchte und dessen Kampf gegen Sozialdemokratie mit deren antikirchlicher Haltung – für eine Umbenennung dürfe die evangelische Bevölkerung Bielefelds kaum Verständnis zeigen. Ratsherr Wilhelm Sprick (SPD) zog eine direkte Linie von einem preußischen „Geist des Militarismus“ zu Hitler: „Wir sind dadurch später zum Nationalsozialismus gekommen“, wobei den „Befürworter[n] des Militarismus“ mit Straßenbenennungen „ein Denkmal gesetzt“ wurde. Ähnlich argumentierte sein Parteigenosse Otto Mörbt (1902-1977), der eine Linie von Bismarcks „Blut und Eisen“ zum „welthistorischen Skandal des Hitlerismus“ zog: „Nicht nur Hitler ist 1945 besiegt worden, sondern auch Bismarck“. Hans Böhm (SPD) anerkannte die Leistungen verschiedener Militärs, deren öffentliche Würdigung aber nicht mehr zeitgemäß sei, da „von grossen Kriegen eine Nation noch nie glücklich geworden ist. Das Glück einer Nation […] machen wir von dem Aufbau friedlicher Arbeit abhängig.“ Angesichts der Ausführungen von CDU-Seite erkannte er einen indirekten Vaterlandslosigkeit-Vorwurf gegen die SPD im Raum, er lege aber Wert darauf, „nicht schlechter betrachtet zu werden, als diejenigen, die das Deutschtum nur im sogenannten militaristischen Zeitalter sehen“.

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Das 1939 eingeweihte Horst-Wessel-Denkmal an der heutigen Alfred-Bozi-Straße (1927-1948 Hindenburgstraße) war, kaum überraschend, bereits vor der Umbenennung verschwunden; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-26-4

Da die CDU die vollständige Umbenennungsliste ablehnte, Gross auf dieser beharrte, wurde auf seine Anregung hin, gegen acht Nein-Stimmen, eine schließlich achtköpfige Kommission gebildet, um einen Kompromissvorschlag zu erarbeiten. Dem Gremium gehörten Gross, Mörbt und Wilhelm Wehmeyer (alle SPD), Franz Kirchhoff, Steinbiß, Wolfgang Tümpel und Verleger (alle CDU) sowie Klose (KPD) an. Die Verteilung (SPD: 3, CDU: 4, KPD: 1) spiegelte indes die Mehrheitsverhältnisse im Rat nicht wider, denn dort verfügte die SPD über eine stabile Mehrheit (22 Mandate, CDU: 16, KPD: 1). Jedoch kann die hergestellte Pattsituation zwischen Linken und Konservativen als deutliche Aufforderung zur gütlichen Einigung verstanden werden. Die Diskussion 1948 sollte jedoch zeigen, dass die Gräben zwischen SPD und CDU, aber auch zur KPD weiterhin bestanden.

„Die langatmige Debatte, die gegen Schluß ziemlich lebhaft geführt wurde – es fiel u. a. der Ausdruck Bilderstürmer –, endete mit einer … Vertagung“, so die CDU-nahe Westfalen-Zeitung am 29. April 1947. Etwas ironisch berichtete die SPD-nahe „Freie Presse“ am 30. April 1947 über die zwei Stunden lange Diskussion, dass man sich „schließlich dahin einigte, sich nicht einigen zu können“. Das kommunistische Volks-Echo dagegen schlug am selben Tag härtere Töne gegen die CDU an: Landmeyers Versuchen, „militaristische Namen“ zu erhalten, widersetzten sich Gross und KPD-Mann Klose, indem sie betonten, dass eine Umbenennung „einem geistigen Schuttaufräumen gleichkäme“. Das Volks-Echo anerkannte, dass mit dem Beschluss über eine Entfernung des Bismarck-Denkmals und aller militaristischen Symbole im Stadtbild (auf Antrag Mörbts/SPD) endlich ein Wandel einträte, wenn auch die Straßenumbenennung aufgeschoben wurde. Man war aber pessimistisch darüber, mit einer „CDU, die immer deutlicher als Verfechterin der Reaktion auftritt“, eine Einigung zu erzielen.

Aufgrund des konservativen Tenors der Westfalen-Zeitung legte die „Freie Presse“ wenige Tage später, am 3. Mai 1947, noch einmal nach: die Umbenennungsinitiative sei keine „partei-politische Angelegenheit“ der SPD, aber die ablehnende Haltung der Christdemokraten sei Spiegel einer „konservativen reaktionären Gesinnung“: „Es war für uns keine neue Erfahrung, daß sich ein Teil der Bielefelder CDU-Fraktion gegen jede Aenderung wenden würde, die auch eine militärische deutsche Vergangenheit auf den Straßenschildern auslöschen wird.“

25 Umbenennungen 1948

Die Beratungen der gebildeten Kommission sind nicht dokumentiert, die Debatte im Stadtrat am 21. Januar 1948 sollte jedoch zeigen, dass eine vollständige Einigung nicht erzielt worden war. Die Argumentationslinien blieben erhalten: hier der Standpunkt, dass der preußische Chauvinismus und Militarismus den Nationalsozialismus mitverursacht habe und dass Vorbilder notwendig und zu ehren seien, dort die Verfechter eines unschuldigen Preußens samt ihrer Repräsentanten.

Die SPD-Anträge von 1947 und 1948 unterschieden sich deutlich, was auf eine interne Überarbeitung zurückgeführt werden kann oder auch auf Teilerfolge der CDU-Mitglieder in der Kommission. Vielleicht waren es die ergebnislosen Diskussionen der Kommission, die die SPD-Fraktion im Januar 1948 eine reduzierte Liste mit 25 zu ändernden Straßennamen vorlegen ließ. Nachdem eindeutig NS-belastete Namen bereits 1945/46 getilgt worden waren, wurden nunmehr erneut einige strittige Namen verhandelt. Die Umbenennungsliste der SPD von 1948 umfasste erneut im Wesentlichen Namen von Soldaten, militärischen Einheiten und Schlachtenorten. Die Tilgung jeden Anscheins (preußischen) Militarismus´ stand ganz offensichtlich im Vordergrund, als die nicht erst im Nationalsozialismus propagandistisch aufgeladenen fünf Schlachten-Namen ebenso erneut zur Umbenennung vorgeschlagen wurden wie die 15er- und 55er-Straße. Auch die Namen der „Kriegshelden“ aus dem Ersten (Immelmann, Lody und Richthofen) und Zweiten Weltkrieg (Haun) sollten getilgt, ja sogar die preußischer Militärs aus dem 18. und 19. Jahrhundert (Goeben, Haeseler, Lützow, Steinmetz, Zastrow, Ziethen). Aus der 40´er-Liste nicht übernommen wurden Bismarck, Blücher, Bülow, Gneisenau, Moltke, Roon und Scharnhorst sowie die Fehrbellinstraße (Schlacht 1675), die Große Kurfürsten-Straße, die Hohenzollernstraße, die Victoriastraße und auch die Weddigen- und die (Andreas-)Lamey-Straße.

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Die 1948 beschlossene Umbenennungsliste; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 105,5/Liegenschaftsamt, Nr. 454

SPD-Ratsherr Walter Bolbrinker (1896-1972) begründete die von seiner Fraktion getroffene Auswahl, machte aber auch darauf aufmerksam, dass bei den Neubenennungsvorschlägen keine Namen von NS-Opfern auftauchten, da er eine reine Umbenennung bestehender Straßen „nicht für würdig genug“ hielt, sondern die Benennung neuer Straßen vorschlug. Diesem Vorsatz blieb die Liste freilich nicht treu, denn die Eupen- und die Malmedystraße, die seit 1931 an die 1918 im Gefolge des Versailler Vertrags an Belgien verlorenen Gebiete erinnerten, sollten nach NS-Opfern benannt werden: Schneiderstraße und Bonhoeferstraße, womit an den von den im KZ ermordeten „Prediger von Buchenwald“ Paul Schneider (1897-1939) und an Dietrich Bonhoefer (1906-1945) erinnert wurde, der als Widerständler 1943 inhaftiert und noch im April 1945 im KZ Flossenbürg gehängt wurde.

Im Verlauf der Debatte im Rat erklärte Hans Böhm (SPD), dass „endgültig mit der militärischen Vergangenheit unseres Volkes gebrochen“ werden müsse. Das scheint auf den ersten Blick uneinheitlich gehandhabt worden zu sein, wie ein Vergleich der Listen von 1947 und 1948 zeigt. Mit von Ziethen fiel ein Reitergeneral des 18. Jahrhunderts durch, die Nachfolgegeneration mit den Militärs Blücher, Bülow, Gneisenau und Scharnhorst dagegen wurde durchgewunken, Lützow wiederum rausgestrichen. Die Beibehaltung Bülos als Namensgeber mag noch mit dessen Bielefeld-Bezug erklärt werden, denn das Infanterie-Regiments 55 hatte 1889 seinen Beinamen erhalten und hieß vollständig Infanterie-Regiment „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55. Der Name „55er-Straße“ jedoch wurde aufgehoben. Variabel war auch der Umgang mit den Preußen-Generälen des Kaiserreichs: Moltke und Roon blieben erhalten, Goeben, Haeseler, Steinmetz und Zastrow wurden gestrichen.

Während Reiter des 18. Jahrhunderts also nicht mehr zu gebrauchen waren, wurde über einen Zeitgenossen Zietens augenscheinlich weder in der SPD-Fraktion noch im Stadtrat diskutiert: Baron Friedrich Wilhelm von Steuben (1730-1794), nach dem 1931 im Gefolge der Gebietsreform eine Straße in Schildesche benannt worden war. Steuben war zwar bis 1762 preußischer Offizier gewesen, jedoch 1778 nach Amerika gegangen, um als Militär den Unabhängigkeitskampf der 13 britischen Kolonien gegen ihr Mutterland zu unterstützen. Dort übernahm er die Reorganisation der Kontinentalarmee George Washingtons (1732-1799) und später auch den Befehl über einige Gefechtseinheiten, so vor allem in der Entscheidungsschlacht von Yorktown 1781. Steuben war also ein Militär, ein preußischer zumal, später freilich ein amerikanischer, was die Straße vor einer Umbenennung geschützt haben mag. Allerdings ist nicht überliefert, ob die Rolle Steubens in Preußen und seine Bedeutung für die USA, deren GIs Anfang April 1945 Bielefeld befreit hatten, und die Straßenbenennung überhaupt diskutiert wurden.

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Dr. Viktoria Steinbiß (1892-1971); Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 61-19-88

Für die CDU hatte Viktoria Steinbiß im Vorfeld der Sitzung telefonisch der Liste zugestimmt, aber den Beratungszeitpunkt „für eine derartige Maßnahme für ungünstig“ befunden, wie die Westfalen-Zeitung am 24. Januar 1948 zu berichten wusste. CDU-Ratsherr Landmeyer verwies auf die „allgemeine Notlage“, die gegenüber dem Vorjahr 1946 noch „erdrückender“ sei, weshalb die Bevölkerung für die Umbenennungsmaßnahme „kein Verständnis“ zeigen werde – ein ungebrochen beliebter „Haben-wir-nichts-wichtigeres-zu-tun?“-Einwand. Zusätzlich dürfte die Umbenennung das Katasteramt „mehr als 1 Jahr“ beanspruchen, was entweder Polemik war oder wenig Vertrauen in die behördliche Leistungsfähigkeit demonstrierte.

Ungleich stärker waren anscheinend die Verwerfungen zwischen SPD und KPD. Die SPD lehnte eine Umbenennung bestehender Straßen nach Widerstandskämpfern ab, sondern brachte deren Namen für neue Straßen ins Spiel. Laut Volks-Echo vom 24. Januar 1948 bezeichnete es Kommissionsteilnehmer Klose von der KPD als „eine beschämende Tatsache, daß die Opfer des Faschismus in der Vorlage der SPD. keine Würdigung erfahren. Es sei geradezu ein Verrat an den Vorkämpfern für die Befreiung des deutschen Volkes von der Geißel des Naziregimes […]. Diese sozialdemokratische Ratsherrenfraktion werde diesen Makel nie von sich abwaschen können.“ Abgelehnt worden war nämlich Kloses Vorschlag, die Finkenstraße nach dem Kommunisten Giesselmann zu benennen und die Viktoriastraße nach den Geschwistern Scholl von der „Weißen Rose“.

Während in der Bundesrepublik weiterhin 70 Straßen nach dem Generalfeldmarschall und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847-1934) benannt sind, entschied sich der Bielefelder Stadtrat am 21. Januar 1948 bemerkenswert früh für die Umbenennung der ihm 1927 gewidmeten Straße, die seither nach dem Juristen Dr. Alfred Bozi (1857-1938) benannt ist. Schneller waren nur Aachen, München, Wanne-Eickel, Frankfurt/M. und Heilbronn; die jüngste Umbenennung fand 2022 in Trier statt. Völlig aus dem Stadtbild verschwunden ist Hindenburg indes nicht: Die im Sommer 1933 auf Anregung der Bielefelder Schützengesellschaft von 1831 vorgenommene Weihung einer Eiche zu seinen Ehren besteht weiterhin.

Straßenbenennungen sind ungebrochen ein stadtgesellschaftlich-politisches Thema und vor allem Ausdruck dynamischer gesellschaftlicher Entwicklungen, die sich auch in Bielefeld in Umbenennungen niederschlagen. Am erstaunlichsten mag das lange Überdauern des preußischen Hofpredigers Adolf Stöcker (1835-1909) im Stadtbild sein, zumal Gross bereits 1947 auf dessen antisemitische Einstellungen aufmerksam gemacht hatte. Die Straße überstand die Umbenennungswelle von 1948, wurde erst 1987 nach dem in Auschwitz ermordeten Bielefelder Mediziner Dr. Bernhard Mosberg (1874-1944) benannt. Die Debatte war 1948 keineswegs abgeschlossen worden – Diskussionsansätze waren auch danach gegeben und sind es weiterhin.

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 391: Straßennamen in Städten, 1837-1874
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 101,5/Geschäftsstelle V, Nr. 76 a u. 76b: Nummerierung der Häuser und Benennung von Straßen, 1866-1920 u. 1920-1928
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 102,1/Oberbürgermeister, Nr. 1605: Verleihung von Ehrenbürgerrechten, 1877-1989; Enthält u.a.: Benennung von Straßen nach Offizieren und Soldaten der Wehrmacht, 1941-1942
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 102,4/Büro des Rates, Nr. 1946: Einführung und Verpflichtung von Ratsmitgliedern, 1948-1994; Enthält u.a.: Gustav Landmeyer
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 103,2/Hauptamt, Nr. 777: Mitteilungen und Anweisungen an die Dezernenten und Ämter, 1945-1946; Enthält u.a.: Enthält u. a.: Umbenennung von Straßen (Horst-Wessel-Straße, Dietrich-Eckart-Str., Am Holzbach, Reichspoststraße u. Saarstraße), 1945, Umbenennung von Straßen (Dietrich-Eckart-Straße Schlageterstraße, Franz von Werra-Straße u. Werner-Mölders-Straße), 1946
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 103,2/Hauptamt, Nr. 932: Britische Militärregierung, 1945-1974; Enthält u.a.: Straßenumbenennungen, 1945
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 105,5/Liegenschaftsamt, Nr. 454: Gesetze und Verordnungen; Enthält v. a.: Umbenennung von Straßen, 1934-1954
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 140/Protokolle, Nr. 186f: Rat der Stadt Bielefeld v. 26. April 1947; Nr. 630: Rat der Stadt Bielefeld, 1946; Nr. 631: Rat der Stadt Bielefeld, 1947; Nr. 632: Rat der Stadt Bielefeld, 1948
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 108,12/Vermessungs- und Katasteramt, Nr. 301: Straßenumbenennungen, 1910-1986
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 2: Amtliches Mitteilungsblatt des Stadt- und Landkreises Bielefeld, 1945-1948; Nr. 13: Freie Presse, 1946-1948; Nr. 35: Volks-Echo, 1946-1948; Nr. 54: Westfalen-Zeitung, 1946-1948
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 61-7-2, 61-12-6 u. 61-19-88

Literatur

  • Ebert, Verena, Koloniale Straßennamen. Benennungspraktiken im Kontext kolonialer Raumaneignung in der deutschen Metropole von 1884 bis 1945 (Koloniale und postkoloniale Linguistik, Bd. 16), (Diss. Würzburg 2019) Berlin/Boston 2021
  • Frese, Matthias (Hg.), Fragwürdige Ehrungen!? Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur, Münster 2012
  • Glässing, Gabriele, Straßenbenennungen in Bielefeld im Nationalsozialismus, in: Ravensberger Blätter 2013, Heft 2, S. 32-44
  • Pöppinghege, Rainer, Wege des Erinnerns, Was Straßennamen über das deutsche Geschichtsbewusstsein aussagen, Münster 2007
  • Wambach, Susanne, „Der Bevölkerung nur schwer zu vermitteln” – Straßenbenennungen nach Frauen, in: Ravensberger Blätter 2013, Heft 2, S. 45-53
  • Weidner, Marcus, Neue Namen für die „Neue Zeit“. Straßenbenennungen in Westfalen und Lippe im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit, in: Dietmar von Reeken/Malte Thießen (Hg.), Ehrregime – Akteure, Praktiken und Medien lokaler Ehrungen in der Moderne, Göttingen 2016, S. 175-200

Online

Rath, Jochen, 21. Januar 1948: Umbenennung von Straßen nach dem Nationalsozialismus,  https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2023/01/01/01012023/

Ein Kommentar zu „21. Januar 1948: Umbenennung von Straßen nach dem Nationalsozialismus

  1. Der Beitrag vermittelt interessante und für viele sicher bisher unbekannte Informationen. Was nach dem Krieg zahlenmäßig an Straßenumbenennungen stattgefunden hat, darf man wohl als „Schildersturm“ bezeichnen. Derartige Probleme bestehen in vielen anderen Städten auch heute noch fort.

    – Akzeptabel war und ist, eindeutig NS-belastete Namen „verschwinden“ gelassen zu haben.
    – Anders sieht es mit geänderten Bezeichnungen außerhalb dieser Zone aus:
    Personenbeispiele: Augusta-, Goeben-, Hindenburg-, Richthofenstraße
    Ereignisbeispiele: Eupen-, Malmedystraße, Sudetendeutsche Straße
    – Nirgendwo steht geschrieben, daß mit solchen Benennungen Personen „geehrt“ oder die Geschichte „gefeiert“ oder „betrauert“ werden soll.
    – Vielmehr sollte es hier um die zwanglose Vermittlung historischen Wissens in der gesamten Breite anhand betreffender Staßennamen eventuell mit Zusatztafeln gehen.
    – Die Chance dafür hat man damals mit Auswirkung auf die heutige Zeit versäumt.
    – Auffällig ist, wie umfangreich die SPD bereits damals die CDU mit dieser „Umbenennungsorgie“ zugunsten eigener Prominenz politisch über den Tisch gezogen hat. Die damaligen Mehrheitsverhältnisse sind dafür keine alleinige Erklärung.

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