• Anna Vogt, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld •

Regen prasselte auf die spielglatte Wasserfläche des Schwimmbeckens, als am Samstag, den 13. Juli 1974 um 10.30 Uhr, das neue Freibad Gadderbaum eröffnet wurde: Die begeisterten Schwimmer ließen sich davon nicht abhalten und sprangen voller Enthusiasmus mit Badekappe ins kühle Nass. Auch am Beckenrand drängten sich zahlreiche neugierigen Besucher – insbesondere aus Gadderbaum – dicht an dicht mit Regenschirm, um ihr Bad zu besichtigen. Oberbürgermeister Herbert Hinnendahl (1914-1993) nahm den symbolischen Schlüssel aus der Hand des Architekten und Diplomingenieurs Wilhelm Kirchner (1909-1991) entgegen und Pastor Eckard Jaeger (1923-1997) aus Bethel übergab – passend zum Anlass – ein ganz besonderes Eröffnungspräsent: Zwei Entenpärchen für den Zierteich hinter dem Bad.
Die Planungen – das Hallenbad machte den Anfang

Die Planungen für das Freibad setzten im Zuge des Baus der sogenannten Freizeit- und Erholungsanlage Gadderbaum ein. Zu der Anlage, die sich zwischen den Straßen „Im Holschebruch“, „Pellaweg“ (heute: An der Rehwiese) und „Quellenhofweg“ befand, zählte das am 3. November 1967 eingeweihte Hallenbad Gadderbaum nebst Gymnastikhalle, Sporthalle und einem Sportplatz. Vorangegangen war der Beschluss des Gemeinderats Gadderbaum vom 26. November 1964 eine sog. „Kleinstschwimmhalle“ mit einer Schwimmgröße von 16 x 8 m mit höhenverstellbaren Hubboden und 3 Meter Wassertiefe zu bauen. Das Grundstück stellten die von Bodelschwinghschen Anstalten kostenlos zur Verfügung, zusätzlich beteiligten sie sich mit 200.000 DM an den Baukosten. Insbesondere dem Schulschwimmen und Rehabilitationsschwimmen für Menschen aus Bethel sollte die Halle dienen. Architekt der Anlage war der Bielefelder Dipl.-Ing. Wilhelm Kirchner. Bereits bei der Einweihung der Schwimmhalle dachte Landrätin Else Zimmermann (1907-1995) damals an ein Freibad: „Sicherlich wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis an dieser herrlich gelegenen Stelle auch ein Freibad errichtet wird.“ – tatsächlich sollte sie recht behalten.

Nach Fertigstellung des Hallenbades, gab der damalige Gadderbaumer Gemeindedirektor Günther Peperkorn (1929-2000) bei Architekt Kirchner einen Vorentwurf für ein Freibad in Auftrag. Denn direkt neben dem Hallenbad, auf dem ehemaligen Gelände einer Tonkuhle, befand sich bis dato lediglich eine Kraterlandschaft. Seit diesem Augenblick, so der Architekt bei der Freibad-Eröffnung 1974, „habe er den Bleistift nicht mehr aus der Hand gelegt“. Am 3. November 1970 sprach sich der Planungsausschuss für das Freizeit- und Erholungszentrum Gadderbaum für die Beauftragung von Kirchner aus, am 9. Dezember desselben Jahres beschloss auch der Hauptausschuss – unter Vorsitz des Gadderbaumer Bürgermeisters Johannes Bünemann (1918-2008) – „den Abschluss eines Architektenvertrages zum Bau eines Freibades“ mit Kirchner. Anfang der 70er Jahre reichte dieser seine Pläne beim Kreisbauamt ein, Bauherr war die Gemeinde Gadderbaum. Für das Projekt wurde mit Gesamtkosten von ca. 3,1 Millionen DM kalkuliert, die Fertigstellung war für die Saison ab Juni 1974 avisiert. Die Hauptplanungsphase Anfang der 70er Jahre fiel damit in eine Zeit, vor der Gebietsreform 1973, als Gadderbaum noch eine selbstständige Gemeinde des Landkreises Bielefeld war – bei der Einweihung 1974 war der Stadtbezirk bereits in die kreisfreie Stadt Bielefeld eingemeindet.
Der Bau

Am 7. August 1972 begann der Bau des Freibades. Nur gut ein Jahr später, am 19. Oktober 1973, konnte der Rohbau mit Umkleidekabinen, Bademeisterhäuschen und Freibadcafé abgenommen werden. Gerade der milde Winter 1973/74 begünstigte die frühe Fertigstellung des Gesamtkomplexes. Unter der Überschrift „Mit Riesenschritten der Fertigstellung entgegen. Gadderbaumer Freibad soll im Juli eröffnet werden“ schrieb das Westfalen-Blatt am 11. März 1974: „Wenn das Gadderbaumer Freibad fertiggestellt sein wird, wird es eine weitere Bestätigung dafür sein, daß Bielefeld eine Bäderstadt ist. Die Anlage ist nach dem Bau des Hallenbades, des Sportplatzes und der Großturnhalle ein weiteres Objekt des Gadderbaumer Sport- und Freizeitparks.“ Tatsächlich konnten bis Juli 1974 alle Arbeiten rechtzeitig fertigstellt werden.
Das Ergebnis der umfangreichen Baumaßnahmen stellte sich in Zahlen wie folgt dar:
- Mit Umkleidekabinen, Restaurant und Filtergebäude entstand eine Nutzfläche von 1.900 qm.
- Schwimmbecken mit Sprunggrube, Nichtschwimmerbecken und Planschbecken umfassten 1.530 qm, bei einer Wassertiefe zwischen 0,60 und 3,80 Meter.
Eine technische Besonderheit des 50 x 17 Meter großen Schwimmbeckens waren zwei Klappwände, durch die das Becken je nach Bedarf in drei kleine Becken für Schwimmer, Anfänger und Nichtschwimmer geteilt werden konnte.
Neben dem Schwimmbecken bot das Freibad weitere Freizeitmöglichkeiten, darunter zwei Tischtennisplatten, ein Klettergerüst, Freiluftschach- und Mühlespiele. Besonders die knapp 7.000 Quadratmeter umfassende Liegewiese – idyllisch am Hang gelegen in der Nähe eines kleinen Wäldchens – machten das Bad zu etwas Besonderem. Wiederholt wurde die stimmige, harmonische Gesamtkonzeption der Anlage gelobt. Zur Komplettierung der Anlage sollten später noch Tennisplätze, eine Rollschuhbahn und ein Spielplatz folgen. Die Kosten beliefen sich schließlich auf rund 3,5 Millionen DM, ca. 400.000 DM mehr als ursprünglich kalkuliert. Verteuerungen ergaben sich u.a. aus dem Bau einer neuen Wasserleitung und Kostensteigerungen bei Ausschreibungen. In seiner Sitzung vom 29. April 1974 beschloss der städtische Sportausschuss daraufhin, den Ansatz für den Posten „Freibad Gadderbaum“ im Haushalt 1974 zu erhöhen.

Zum Eröffnungswochenende am 13./14. Juli 1974 waren alle Bielefelder bei freiem Eintritt eingeladen, ihr neues Bad zu besichtigen: Die Einweihung geriet zu einem wahren „Volksfest“, wie die Neue Westfälische am 15. Juli 1974 berichtete. Architekt Kirchner betonte vor der Schlüsselübergabe an Oberbürgermeister Hinnendahl die gelungene Zusammenarbeit bei dem Projekt:
„Getragen vom gegenseitigem Vertrauen, von der hervorragenden Assistenz des damaligen Rates in allen Belangen, sowie vom Verständnis der Bodelschwinghschen Anstalten, konnte dieses Werk entstehen. Es ist eine überragende Leistung einer relativ kleinen Bürgergemeinschaft und ein Beweis dafür, daß lebendige Kräfte Berge zu versetzen vermögen.“
Hinnendahl unterstrich den Gedanken Kirchners: Die kleine Gemeinde Gadderbaum habe sich große Ziele gesetzt und diese verwirklicht – dafür könne man dem alten Gemeinderat nur dankbar sein. Johannes Bünemann, Vorsitzender des Bezirksausschusses und ehemaliger Bürgermeister Gadderbaums, verwies darauf, dass sich während der Planungen auch zahlreiche Pessimisten skeptisch äußerten: „Es gab damals Ratsmitglieder, die fürchteten die Gemeinde damit an den Bettelstab zu bringen“ – diese Befürchtungen seien jedoch widerlegt worden. Im Anschluss an die Eröffnungsreden nahmen Jugendliche des Gymnasiums Bethel, der Hauptschule und des DLRG das Bad mit Schwimmvorführungen in Beschlag. Auf die Kleinsten wartete kostenloses Eis in der Cafeteria.

Das neue Freibad erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Für den Stadtteil wurde das Bad durch Veranstaltungen wie Flohmärkte und Konzerte zu einem lebendigen Treffpunkt – und sorgte für ein besonderes Gemeinschaftsgefühl im Bezirk. Zahlreiche Badegäste wurden zu Stammgästen. So berichtete die Neue Westfälische am 20. Juni 1981 von Frieda S., einer 85-jährigen Schwimmerin, die mindestens drei Mal die Woche zusammen mit einer Gruppe ab 7 Uhr morgens ihre Bahnen schwamm. Auch die Absenkung der Wassertemperatur 1981 von 24 auf 22 Grad, schreckte sie nicht. Ihr Rat: „Man muss sich eben einen Ruck geben!“
Heizen und Sparmaßnahmen – zwei heiße Themen
Die Beheizung des Badewassers war im Zuge zunehmenden Kostendrucks immer wieder ein ‚heißes Thema‘. 1982 entschied der Sportausschuss, das Freibad nicht mehr zu beheizen, da sich das Hallenbad in unmittelbarer Nähe befände. Dieses solle auch während der Freibadsaison in Betrieb bleiben, sodass je nach Wetterlage Hallen- oder Freibad geöffnet werden könne. Für weitere Einsparungen beschloss der Ausschuss eine Öffnung erst ab 13 Uhr, um alle Freibäder 1982 „einschichtig“ zu betreiben.
Die hohen Betriebskosten und die Finanznot der Stadt sorgten bereits Anfang der 1980er Jahre für Schließungsdiskussionen. Zählte Bielefeld 1973 noch bundesweit zu der Stadt mit der höchsten Bäderdichte, wurde nun über die Stilllegung von sieben Bädern, darunter auch der Anlage in Gadderbaum diskutiert. So erkundigte sich der Sportausschuss 1981 im Zuge der Haushaltsplanungen beim Bäderamt, „welche zusätzlichen Einsparungen“ zu erwarten wären, „wenn die Freibäder Gadderbaum und Brake“ ebenfalls geschlossen würden. Den Einnahmen des Freibades Gadderbaum von 92.000 DM jährlich standen dabei Zuschüsse von 199.900 DM gegenüber. Konsequenzen für den Bestand des Bades hatte die Anfrage zunächst jedoch nicht.
Große Jubiläums-Fete: 10 Jahre Freibad Gadderbaum

Das zehnjährige Bestehen des Freibades wurde am 18. und 19. August 1984 mit einem großen Fest gefeiert. Zuvor wurde das Bad herausgeputzt, um sich von seiner besten Seite zu präsentieren: Dachbrüstungen wurden gestrichen, Sträucher geschnitten und Blumenkästen bunt bepflanzt.
Die Festplanung übernahm eine Arbeitsgruppe, der u.a. Mitglieder der Bezirksvertretung, des DLRG, der Kanugruppe der Naturfreunde und Freibad-Mitarbeiter angehörten. War zunächst der 26. und 27. Mai 1984 als Termin vorgesehen, stellte sich rasch heraus, dass an diesem Tag der Leineweber-Markt stattfand – in der Folge wurde das Wochenende im August gewählt. Zu den Programmpunkten zählten ein Volksschwimmen, Mitternachtsschwimmen „mit bengalischer Beleuchtung“ und Synchronschwimmen. „An Land“ wurde ein Flohmarkt sowie eine Live-Sendung des Krankenhausfunks Bethel („Sommer, Sonne, Wind und Wellen – Badespaß im Wasserbad?“) veranstaltet. Ein Film über die Errichtung und Einweihung des Freibades 1974 machte noch einmal die Anfänge des Bades anschaulich. Die Eintrittspreise für die Jubiläumsparty orientierten sich an den Eintrittspreisen vor 10 Jahren: 1 DM für Erwachsene und 0,50 Pfennig für Kinder. Zum Abschluss am Sonntagabend prämierten die Gadderbaumer das originellste Badekostüm.

Kurios: Die Krankenkasse DAK bot den „Kalorix-Computer-Test“ an, einen Test der das Gewicht der Besucher überprüfte. Das Ergebnis für die über 18-Jährigen lautete: „Das Endergebnis zeigt deutlich, daß zahlreiche Gadderbaumer Übergewicht haben.“ Ein nicht ganz ernst zu nehmendes und vor allem nicht repräsentatives Ergebnis, hatten doch nur knapp 400 Personen den Gang auf die Waage gewagt. Zum Dank an die zahlreichen Helfer, veranstalteten die Organisatoren der Bezirksvertretung drei Monate später, am 6. Dezember 1984 um 18 Uhr in der Bezirksverwaltungsstelle noch ein Nachtreffen, um die vielen Fotos, Dias und Filme, die während des Fests gemacht wurden, vorzuführen – fast 70 Personen folgten der Einladung.
1985: 15 Jahre DLRG-Stützpunkt Gadderbaum

Ein Jahr später, 1985, wurde im Freibad wieder gefeiert, diesmal das 15jährige Bestehen des DLRG-Stützpunktes Gadderbaum, der damals ca. 100 Mitglieder zählte. Seit Einrichtung des Hallenbades übten die DLRG-Mitglieder regelmäßig im Bad, wobei zunächst einige Schwierigkeiten zu überwinden waren: So dauerte es fast 2 Jahre, bis feste Übungsstunden eingerichtet werden konnten. Später standen an jedem Dienstagabend das Hallenbad und der Gymnastikraum für eine Stunde zur Verfügung, zu jedem Übungsabend kamen zwischen 30 und 40 Teilnehmer, darunter viele Kinder und Jugendliche. Die Rettungsschwimmer des DLRG unterstützten die Schwimmmeister bei der Rettungswache – ein wichtiger Beitrag, für den kontinuierlichen und sicheren Betrieb von Hallen- und Freibad.
Der Leitgedanke des kleinen DLRG-Festes, das am 17. und 18. August 1985 stattfand, lautete: „Aus jedem Nichtschwimmer einen Schwimmer und aus jedem Schwimmer einen Rettungsschwimmer“ zu machen. Simulierte Rettungsübungen und das Überwinden von Hindernissen zeigten die Breite des Rettungssports.
Der Badebetrieb in den 1990er Jahren und weitere Schließungsdiskussionen
Das Erfolgsrezept für das Freibad Gadderbaum brachte Schwimmmeister Alfred Hoffmann 1990 in der Neuen Westfälischen simpel auf den Punkt: „Wenn die Sonne scheint, dann kommen die Leute“. Besonders morgens vor Dienstbeginn und abends nach Feierabend nutzten die Mitarbeiter von Bethel das Bad zur körperlichen Ertüchtigung und Erfrischung. Denn von dienstags bis freitags konnte Anfang der 1990er Jahre bereits ab 6.30 Uhr geschwommen werden – ein Angebot, das gut ankam. An den Nachmittagen war das Freibad nach Schulschluss in den Sommermonaten zentraler Treffpunkt für Jugendliche und Familien. Man traf sich im Bad, verbrachte die Nachmittage gemeinsam und genoss die kleinteilige Badelandschaft mit kurzen Wegen. Trotz der insgesamt guten Ausstattung hegte Schwimmmeister Hoffmann jedoch noch einen Wunsch: Eine 15 Meter-Rutsche für das Nichtschwimmerbecken, um auch den Allerkleinsten noch mehr bieten zu können.
Am 20. September 1990 diskutierte die Bezirksvertretung Gadderbaum das Bäderkonzept der Stadt Bielefeld, das eine interfraktionelle Arbeitsgruppe gemeinsam mit Mitarbeitern des Sportamtes erarbeitet hatte. Hintergrund waren erneut Kostensteigerungen und geplante Sparmaßnahmen, um den gesamtstädtischen Bäderbetrieb aufrechtzuerhalten, denn 1990 betrug der jährliche Zuschussbedarf zu den Bielefelder Bädern bereits rund 6,5 Millionen DM.

In Gadderbaum wurde das Konzept zur Kenntnis genommen und festgestellt, dass die Bezirksvertretung davon ausgehe, „daß sowohl das Freibad als auch das Hallenbad Gadderbaum auch in Zukunft nicht in Frage gestellt werden.“ In der Diskussion um Einsparungen ging die Bezirksvertretung in die Offensive und schlug dem Bielefelder Sportamt eine Reihe von „attraktivitätssteigernden Maßnahmen“ vor: Die Bezirksvertretung nannte eine Wunschliste von sieben Punkten, darunter die bereits erwähnte Wasserrutsche, Whirlpool, Massagedüsen, Kinder- und Wasserspielgeräte. Die Diskussionen verliefen zunächst glimpflich, der Bestand des Freibades stand vorerst nicht zur Debatte und auch das Hallenbad sollte weiterhin in Betrieb bleiben. Vor dem Hintergrund der Schließungsdiskussionen gründete sich jedoch 1994 der Förderverein „Freibad Gadderbaum e.V.“, deren damalige Vorsitzende, die Grünen-Politikerin und langjährige Bezirksbürgermeisterin Hannelore Pfaff (geb. 1948), bei weiteren Sparmaßnahmen Protest ankündigte.
Als das Hallenbad 1995 abermals zur Disposition stand, belief sich der Investitionsstau auf 1,5 Millionen Mark. Vertreter von Parteien, Schulen, der Abteilung Wassersport der Naturfreunde, der von Bodelschwinghschen Anstalten und der Bezirksvertretung gründeten den Arbeitskreis „Hallenbad Gadderbaum“, um die Schwimmhalle zu retten. In der Schließungsdiskussion machten sie das Bad als Rehabilitationsbad stark. Mit einem Hubboden und Rollstuhlrampe sei es das einzige Hallenbad für behinderte Menschen in der Region. Über Jahre hinweg schwelte die Diskussion um das Hallenbad, das nach Aussagen des Bielefelder Bäder-Betriebs mit einem jährlichen Zuschussbedarf von 250.000 DM einfach nicht mehr rentabel sei. Die Einrichtung einer eigenbetriebsähnlichen Einrichtung auf Beschluss des Kultur- und Sportausschusses für den Bäder-Betrieb, die am 1. Januar 1996 gegründete Bielefelder Bäder GmbH (BBF), verschaffte der Diskussion zunächst Zeit und nahm Druck aus den Verhandlungen. Der Eigenbetrieb BBF sollte die hohen Bad-Kosten durch Geld privater Investoren reduzieren, und den städtischen Zuschussbedarf deckeln. Doch auch die Verzögerung nützte nichts: Im Januar 2005 erfolgte der Abriss des Hallenbades.

Auch das Freibad stand ab dem Jahr wieder 2000 regelmäßig vor der Schließungsfrage. Der Förderverein konnte die Betriebskosten nicht zahlen, teilweise übernahm die BBF die Kosten. Ab dem Jahr 2006 kündigte die Bädergesellschaft jedoch an, das Gadderbaumer Bad nicht mehr zu unterstützen. Um für ihr Freibad zu kämpfen, taten sich Bezirkspolitiker, Vereine, Schulen und Bürger ab 2005 zusammen. Der neu gegründete „Freundeskreis Pro Bad Gadderbaum“ machte durch zahlreiche, teils sehr originelle und kreative öffentliche Aktionen auf das eigene Anliegen aufmerksam. Auf dem Jahnplatz wurde getanzt, es wurden Unterschriften gesammelt, Benefiz-Konzerte veranstaltet und ein Fotokalender als Hilfsaktion für das Freibad produziert. Auch eine Parodie des Films „Baywatch“ (Titel: „Gaddawotsch“) in der vier Badenixen das Freibad retten, produzierte der Förderverein. Horst Haase, damaliger Vorsitzender des Fördervereins sagte 2006, er habe noch nie so einen Zusammenhalt erlebt. Im Ergebnis änderte die BBF ihr Ultimatum und übernahm auch im Jahr 2006 noch die 55.000 Euro Betriebskosten. Nach einer guten Saison 2006 sprach der BBF zunächst bis 2009 eine Garantie aus – doch das Bad stand auch in den Folgejahren weiterhin auf der Kippe, denn das Becken verlor Wasser und der Hang drohte abzurutschen.
Erfolgreicher Bürgerentscheid und Wiedereröffnung 2016
2013 strengte der Förderverein ein Bürgerbegehren gegen die Schließung des Bades an und sammelte mehr als 12.500 Unterschriften für den Erhalt. Als das Bürgerbegehren seitens des Stadtrates abgelehnt wurde, kam es zu einem Bürgerentscheid, der 2013 zusammen mit der Bundestagswahl am 22. September durchgeführt wurde. Der erste Bürgerentscheid Bielefelds fiel mit 50,1 % für den Erhalt des Bades denkbar knapp aus, Politik und Verwaltung erkannten das Ergebnis jedoch an, woraufhin das Freibad doch erhalten und ab November 2014 umfangreich saniert wurde. Am 3. Juli 2016 feierten die Gadderbaumer mit einem großen Fest die Wiedereröffnung ihres Bades.
Quellen
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 102,1/Oberbürgermeister, Nr. 1880 (Einladungen und Besprechungsunterlagen zu den Sitzungen des Verwaltungsvorstands 2008)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,9/Sport- und Bäderverwaltung, Nr. 229
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 108,7/Hochbauamt, Nr. 30 (10 Jahre Freibad Gadderbaum); Nr. 31 (Hallenbad Gadderbaum)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 111,3/Bezirksamt Gadderbaum, Nr. 763 (Freibad Gadderbaum)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 120,1/Kreis Bielefeld, Nr. 1400 (Schwimmhalle und Freibad Gadderbaum)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 140/Protokolle, Nr. 1603 (Bezirksvertretung Gadderbaum); 2396 (Niederschriften Hauptausschuß Gadderbaum); 2399 (Sportausschuß Gemeinde Gadderbaum)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,1/Familienpapiere, Nr. 149,1
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,7/Kleine Erwerbungen, Nr. 1261 (Gadderbaumer Freibad-Song)
- Stadtarchiv Bielefeld, Best. 400,1/Westermann-Sammlung, Nr. 104,2 (Lebensbilder)
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen,
- 32: Neue Westfälische v. 31.3.1990; 26.7.1990 (Bethels Mitarbeiter sind Stammgäste im Freibad Gadderbaum); 23.11.1995 (Mehrheit für eine Bäder-GmbH); 27.11.1995 (Heißer Kampf um kühle Fluten); 1.12.1915 (Chaos in der Bäderlandschaft); 9.12.1995 (Bäder: Neues Konzept 1996); 20.12.1995 (Gegen Bäderschließungen und Etatkürzungen); 16.3.2006 (Noch nie so einen Zusammenhalt erlebt); 4.7.2016 (Ein Bad wird gefeiert)
- 54: Westfalen Blatt v. 17.8.2017 (Treffpunkt für den Stadtteil); 13.7.2022 (Ja, der Kampf hat sich gelohnt)
- Stadtarchiv Bielefeld, Best. 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 8641 (Broschüre Bürgerentscheid)
Erstveröffentlichung: 01.07.2024
Hinweis zur Zitation:
Vogt, Anna, 13. Juli 1974: Einweihung des Freibades Gadderbaumt, https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2024/07/01/01072024/, Bielefeld 2024

Sehr gelungen, dass diese Nachricht eintraf, als ich gerade aufbrechen
wollte – ins Freibad, nachem Regen …
Gelesen wird also erst später.
Vielen Dank aber schon mal, ich freue mich über jeden dieser RückKlicke …
Andreas Ruppert
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