14. Oktober 1957: Karl Muggly, Lehrer an der Werkkunstschule und Künstler stirbt in Bottrop

• Dagmar Giesecke, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek •

 

„Im Sommer 1950 zeigte das wiedereröffnete Bielefelder Kunsthaus an der Wertherstraße erstmals Werke von Karl Muggly, der zwischen 1908 und 1950 an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule der Stadt unterrichtete. Damals stellte Dr. Heinrich Becker die Retrospektive zusammen. Nach dem Tode Karl Mugglys im Herbst 1957 ist es still um ihn geworden. Als 1983 in der Kunsthalle die Ausstellung ‘Kunst in Bielefeld. Malerei und Graphik 1900-1930‘ stattfand, waren auch Arbeiten von Karl Muggly zu sehen. Es entstand die Idee einer erneuten Retrospektive, die nun im Kulturhistorischen Museum Waldhof realisiert wird“, schreibt Dr. Florian Böllhoff, Vorsitzender des Bielefelder Kunstvereins e.V., in seinem Vorwort zum Katalog der Ausstellung „Karl Muggly (1884-1957). Zeichnungen Aquarelle Glasmalereien“ 1987.

Im Münchener Stadtteil Neuhausen erblickte Karl Joseph Wendelin Muggly am 26. Januar 1884 das Licht der Welt und wurde katholisch getauft. Sein Vater, der Glasmaler Wendelin Muggly, bildete an der Mayerschen Hofkunstanstalt Lehrlinge aus. Diese Institution war in München 1847 durch Joseph Gabriel Mayer als „Kunstanstalt für kirchliche Arbeiten“ gegründet worden und bestand zunächst nur aus einem Bildhaueratelier. Später kamen die Glasmalerei sowie eine Mosaikabteilung hinzu. Seine Mutter war die aus Linnich/Kreis Düren stammende Gertrud Herrmanns. Als Muggly sieben Jahre war, starb sein Vater und die Mutter verließ mit den drei jüngeren Geschwistern Neuhausen, um in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Ihren ältesten Sohn schickte sie zu Verwandten nach Pforzheim. Seine Mutter überlebte den Vater nur vier Jahre.

011020173
Zusage Karl Mugglys, die Hallenfens-ter im neuen Landgericht zu gestal-ten, Hersfeld, 22. September 1916, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 108,2/Magistratsbauamt, Nr. 113

Nach dem Besuch der Volksschule in Sigmaringen-Dorf besuchte Karl Muggly in Pforzheim und Wiesbaden weiterbildende Schulen. An seine Wiesbadener Schulzeit schloss sich eine Lehre als Glasmaler an. Hatten seine Pflegeeltern doch seine künstlerische Ader schon früh erkannt, und er musste nicht zwangsläufig in die Metzgerei der Verwandtschaft als Lehrling eintreten. Muggly hatte die freie Wahl zwischen einer bodenständigen oder künstlerischen Existenz. In verschiedenen Werkstätten für Glas- und Wandmalerei sammelte er drei Jahre praktische Erfahrungen und konnte damit 1901 die Aufnahmeprüfung an der Fortbildungs- und Gewerbeschule in Mainz bestehen. Schon ein Jahr später wechselte Karl Muggly nach Dresden an die Kunstgewerbeschule, wo er weitere drei Jahre bei den Professoren Richard Guhr (1873-1956) und Josef Goller (1868-1947) studierte. Sein Ehrgeiz belohnte ihn 1905, als er ein Stipendium für die Dresdener Kunstakademie gewann und für weitere zwei Jahre sich dem Studium der Anatomie hingeben konnte. Auch dort überzeugte er durch Leistung und erhielt im Juli 1907 dafür eine bronzene Preismedaille.

Seinen Berufsstart begann er als freiberuflicher Maler und Glasmaler. Schon ein Jahr später fasste er in Bielefeld Fuß, anfangs als nebenamtlicher Lehrer für Aktmalerei, dekoratives Malen und Glasmalerei an der 1907 eröffneten „Staatlich-Städtischen Handwerkerschule mit kunstgewerblichen Tagesklassen“, dann als fest etablierter Lehrer bis zum Ende seines Arbeitslebens. Eigentlich war als Lehrer auf dieser Position Mugglys Ausbilder Josef Goller eingeplant. Dieser lehnte aber ab und verwies auf seinen ehemaligen Schüler. Als die Handwerker- und Kunstgewerbeschule 1910 an der Weltausstellung in Brüssel teilnahm und mit drei Goldmedaillen nach Bielefeld zurückkam, war auch Muggly in das Projekt involviert. Eine der Medaillen gebührte ihm.

011020174
Entwurf Notgeld-Schein von Karl Muggly zum 700-jährigen Bestehen der Stadt Bielefeld mit dem Motiv „Jungbrunnen“, 15. Juli 1921. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,011/Graphische Sammlung, Nr. 435

Ein Jahr zuvor hatte er Sophie Friederike, bekannt als Phia Graeber (1889-1957) kennen und lieben gelernt. Sie war eine Schülerin in der Malerei- und Textilklasse von Gertrud Kleinhempel (1875-1948) und entstammte einer Bielefelder Familie, jedenfalls fast. Mit drei Jahren kam sie aus Stollberg im Erzgebirge mit ihren Eltern in die westfälische Stadt. Ihr Vater Friedrich Wilhelm Graeber war Architekt. Durch diese familiäre Verbindung kam Muggly in Kontakt mit Ernst Barlach (1870-1938). Mugglys Schwägerin Marga war verheiratet mit seinem Ateliermitarbeiter Bernhard Böhmer (1892-1945). Sie wurde erst Barlachs Mitarbeiterin, später seine Lebensgefährtin. Barlachs Einfluss auf Mugglys künstlerisches Wirken lässt sich nicht leugnen. Beide verband weit mehr als gegenseitige Wertschätzung und private Beziehungen. So arbeiten sie u. a. gemeinsam an dem Ehrenmal für Gefangene des Ersten Weltkriegs in Güstrow. „Ich kenne ihn und seine Arbeiten (nicht nur vom Hörensagen). Ein richtiger Maler, endlich ein Maler, ich habe ihn genauer und aus vielen Proben besonders als Aquarellmaler als das erkannt, was er ist. Hier wäre ein Hebel anzusetzen, hier ein Verdienst zu gewinnen, indem man ihn mal gehörig und ausgiebig zu Worte kommen lässt, zu stolz, um sich lieb Kind zu machen, wird ihm ja wohl das Schicksal des Versauerns bereitet“, schrieb 1935 Barlach an den Bielefelder Bildhauer Georg Hengstenberg (1879-1959).

Im Mai 1912 schlossen Phia Graeber und Karl Muggly den Bund für’s Leben. Künftig war auch ihr Ehemann ihr Lehrer. Künstlerisch gekrönt wurde das Jahr, als Muggly den zweiten Preis des Plakatwettbewerbs für die internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig gewann, der mit 1000 Reichsmark dotiert war. Friedrich Schultz (1876-1945), Bielefelder Stadtbaurat, vermittelte ihm einen lukrativen Auftrag auf dem 1912 eröffneten Sennefriedhof. Die Kapelle sollten 16 Kuppelfenster erhalten. Muggly hatte nur ein Jahr Zeit bis zur Fertigstellung, denn am 17.Juni 1913 fand die feierliche Eröffnung statt. Ob tatsächlich alle Fenster von ihm gestaltet wurden oder auch seine Schüler involviert waren, ist auch heute noch nicht abschließend geklärt. Sein zunehmender Bekanntheitsgrad brachte ihm auch private Aufträge.

1913 kam seine Tochter Karola Muggly zur Welt, die später das Auguste-Viktoria-Gymnasium besuchen sollte, 1920 sein Sohn Wendelin Muggly, der mit zwei Jahren durch einen Unfall ums Leben kam. Jäh unterbrochen wurde seine Karriere durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Sofort wurde er eingezogen, bis Ende 1915 intensiv in der Artillerie ausgebildet und dann an die Fronten bei Metz, Verdun und Flandern geschickt. Seinen Zeichenblock hatte er nicht zu Hause gelassen und auch in dieser Zeit den Bleistift gespitzt. Es sind Karikaturen, verbunden mit ironischen Kommentaren über Kameraden und auch Vorgesetzte, entstanden und erhalten geblieben. Im November 1918 kehrte er nach Bielefeld zurück, um seine Tätigkeit an der Werkkunstschule wieder aufzunehmen. Noch immer war er nicht fest angestellt. Das Ministerium hatte bisher sein Einverständnis verweigert und zeigte sich weiterhin wenig kooperativ. Erst am 1. April 1920 erhielt er seine Anstellungsurkunde als hauptamtlicher Lehrer.

Am 31. August 1916 beschloss der Bielefelder Magistrat, den Gerichtsneubau am Obernwall/Ecke Detmolder Straße mit „Kunstverglase-Fenster in der großen Haupthalle“ auszugestalten und stellte dafür 3000 Mark zur Verfügung. Wieder war Stadtbaurat Friedrich Schulz damit beauftragt worden, einen geeigneten Künstler für das Projekt zu finden, was sich nicht ganz einfach gestaltete. Nachdem mehrere Künstler abgelehnt worden waren, kam Karl Muggly, der zu dieser Zeit kriegsverletzt im Lazarett in Hersfeld lag, „ins Spiel“. Er erhielt die Zusage und Schultz teilte dem Königlichen Bauamt für Gerichtsbauten am 9. September mit: „Der Magistrat beabsichtigt der Justizverwaltung zur Ausschmückung des Neubaus des Landgerichts die Bleiverglasung von 3 Hallenfenstern nach Entwürfen des Glasmalers Muggly zu schenken u[nd] die Fenster durch Muggly ausführen zu lassen. Um die Entwürfe vorbereiten zu können ersuchen wir um Übersendung je einer Zeichnung jedes Fensters im Maßstab 1:10 und eines Grundrisses der Halle. Die Sprossenteilung muß ersichtlich sein. Falls die hiesige Justizverwaltung oder das Bauamt besondere Wünsche in Bezug auf die darstellenden Motive hat bitten wir uns dies anzugeben, um Herrn Muggly entsprechende Anweisungen geben zu können.“ Im Zweiten Weltkrieg wurde auch das Landgericht, somit auch Mugglys Fenster, nicht von Bombenangriffen verschont. Erst 1951 erfolgte die Restaurierung.

Schnell konnte er in den 1920er Jahren an seine Erfolge aus der Vorkriegszeit anknüpfen. Mugglys Fenster mit allegorischen Motiven fanden Einzug ins Treppenhaus des Bielefelder Rathauses, die wahrscheinlich noch auf Entwürfe zur Kölner Werkbund-Ausstellung 1914 zurückgingen. An der Gestaltung von Notgeldscheinen, das regional unterschiedlich gestaltet war, war auch Muggly beteiligt. Für die Bielefelder Sparkasse entwarf er verschiedene Geldscheine. „Die Texte und Zeichnungen auf diesen Noten mit immer höheren nominellen Geldbeträgen, die zum Teil recht kostbar auf Seide gedruckt oder mit Borten bestickt sind, enthalten Polemik gegen die Reparationszahlungen, spielen auf lokale Ereignisse an und entbehren auch nicht eines recht sarkastischen Witzes“, ist bei Hardo Bruhns, Enkel und besonderer Kenner Mugglys, zu lesen. Diese Art des Geldes war durch die im Ersten Weltkrieg ausgelöste Entwertung der Mark notwendig geworden.

011020176
Entnazifizierungs-Fragebogen von Karl Muggly, ausgefüllt am 5. Juni 1945, Stadtar-chiv Bielefeld, Bestand 103,4/Personalakten, Nr. A 890

1922 wurde Muggly zum Professor berufen. In seiner Personalakte ist zu lesen: „Ich verleihe Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Lehrer der Fachklasse für Dekorationsmalerei an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Bielefeld hiermit die Amtsbezeichnung Professor, die Sie künftig für die Dauer des Lehramts an der bezeichneten Fachklasse zu führen haben.“ Nun auch als Professor anerkannt, folgten noch mehr private und öffentliche Aufträge neben seiner Lehrtätigkeit. So gab die Jakobus-Kirchengemeinde 1923 bei ihm vier Hauptkirchenfenster in Auftrag, deren Darstellung Szenen aus dem Leben Christi zeigen sollte. 1925 kam die Stadt Halle/Westfalen mit der Bitte auf ihn zu, sowohl die Innengestaltung als auch die Verglasung des Treppenhauses für das Kreishaus zu übernehmen. Ein Jahr später folgte eine Auftragsarbeit für das AOK-Gebäude in der Oelmühlenstraße. Dort gestaltete er runde Fenster über den Türen der Eingangshalle. Auch in Bad Oeynhausen und in Osnabrück hinterließ er seine Spuren.

011020176a
Fenster „Johannes der Täufer“ im Ab-schiedsraum der Neuen Kapelle auf dem Sennefriedhof nach einem Entwurf von Karl Muggly 1925, eingeweiht 1961. Um-weltbetrieb, Geschäftsbereich Stadtgrün und Friedhöfe, 700.61 Abt. Friedhö-fe/Bestattungen

Obwohl seine Festanstellung an der Werkkunstschule ihn und seine Familie finanziell absicherte, nahm er weiterhin sehr gerne Aufträge öffentlicher Institutionen und Privatpersonen als kreative Herausforderung an. Auch die Teilnahme an Wettbewerben gehörte dazu. So gewann er 1927 den ersten Preis für die Ausmalung des Bielefelder Ratskellers. Stilmäßig war er nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr auf eine Richtung festgelegt. In jungen Jahren künstlerisch im Konservatismus des 19. Jahrhunderts verhaftet, finden sich in seinen Arbeiten nach dem Ersten Weltkrieg meist expressionistische Einflüsse, aber er orientierte sich auch am Jugendstil und baute die „Neue Sachlichkeit“ in seine Arbeiten ein. Sein alter Lehrer Goller verfolgte Mugglys Karriere und schrieb seinen ehemaligen Schüler: „Lieber Meister Muggly! Ihre Arbeiten setzen mich in freudiges Erstaunen! Sie haben sich großartig entwickelt u. sich einen gediegenen Stil geküret; ja, das ist Glas! […] Ihr Goller.“ In seiner letzten Schaffensphase wurde er noch „radikaler“, immer häufiger verwendete er auch kubistische und futuristische Elemente und abstrahierte dadurch seine Bilder. Auch im 1930 eröffneten „Café Europa“ am Jahnplatz hinterließ er Spuren. Seine Wandmalerei einer Jazzkapelle, blieb allerdings nicht ohne Anfechtung. So kritisierte 1932 Dr. Eduard Schoneweg, Leiter des Städtischen Museums, Karl Muggly, dass durch solche Arbeiten auf das „Höchste die deutsche Kultur gefährdet sei“. Zu dieser Zeit war Muggly schon längere Zeit gesundheitlich angeschlagen und fiel immer wieder längere Zeit als Lehrkraft aus.

0110201713
Innenraum des Cafés Europa an Jahnplatz. Im oberen Bereich befinden sich erkennbar Wand-malereien von Karl Mugly. Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-1076-095

Zwischen 1933 und 1945 sind nur wenige Arbeiten Mugglys bekannt. Er arbeitete im Wesentlichen als Lehrer in der Werkkunstschule und war später auch als unabkömmlich eingestuft. Am 31. August 1934 schwor er, wie andere Lehrer auch, seinen Eid auf Adolf Hitler, im März 1941 erklärte seinen Eintritt in die NSDAP. Nur 1936 wurden noch einmal Arbeiten von ihm in Duisburg in der Ausstellung des Museumsvereins, zusammen mit dem Duisburger Künstlers Kurt Stuhl, gezeigt. Von offizieller Seite verglich man seine Arbeiten in dieser Zeit mit dem 1938 verstorbenen Barlach, dessen Werke als primitiv und gewaltig-pathetisch galten. Am 27. November 1944 verpflichtete das Institut für Eisenhüttenkunde der Technischen Hochschule in Aachen Muggly als technischen Zeichner, was seine Arbeit in Bielefeld erst einmal beendete. Nach Kriegsende mussten seine Frau und er ihre Wohnung am Haller Weg an die englische Besatzungsmacht abgeben und in eine Notunterkunft ziehen. Später folgte eine Umquartierung in ein Zimmer des Forsthauses am Tierpark Olderdissen, in das auch die Tochter mit zwei Enkelkindern einziehen sollte. Trotz aller Schwierigkeiten gewann Muggly der Situation auch Positives ab. Schon immer lag sein Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit in der Darstellung von Tieren, hauptsächlich Pferde, Katzen und Eulen, und so bot der Tierpark jede Menge Motive.

011020178
Porträt Karl Muggly, 1952, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, unver-zeichnet

Obwohl 1946 schon 62 Jahre alt, gab es für Muggly noch einmal Überlegungen, sich beruflich neu zu orientieren. Aus Meersburg am Bodensee hatte er das Angebot erhalten, an den dortigen Meisterwerkstätten zu unterrichten. Er blieb aber in Bielefeld und gab zum 1. April 1949 seine Klasse an der Werkkunstschule an den Maler Ernst Hansen (1906-1987) ab, einst sein Schüler. Mit Ende seiner Lehrtätigkeit verlor Karl Muggly gleichzeitig sein schuleigenes Atelier. Er hatte Glück, ein kunstinteressierter Paderborner Industrieller offerierte ihm und seiner Frau einen Arbeitsraum in seiner Firma. Anfangs kamen beide nur zum Arbeiten nach Paderborn. Als ihnen auch noch eine Wohnung angeboten wurde, verließen sie Bielefeld.

Unmittelbar nach den Zweiten Weltkrieg erhielt Muggly nur noch wenige öffentliche bzw. private Aufträge. Für den Ratskeller sollte er noch einmal sechs Rundbogenfenster entwerfen und einige Reparaturarbeiten an seinen im Zweiten Weltkrieg zerstörten Arbeiten, u. a. die Fenster im Landgericht, in einem Krankenhaus und in Biermanns Weinstuben in der Hagenbruchstraße, vornehmen. Erst Anfang der 1950er Jahre wand sich das Blatt wieder. Für die Aula und Turnhalle der Brackweder Freiluftschule entwarf er Fenster, 1951 folgte der Auftrag für die Gestaltung von Friedhofsfenstern in Bünde, 1953 arbeitete er für die Realschule in Halle und 1954 erhielt er den Zuschlag der Altstädter Nikolaigemeinde, die wiederaufgebaute Kirche mit einer Rosette an der Südwand auszugestalten. Allerdings stornierte der Fabrikant Georg Kisker (1862-1948) diesen erst einmal wieder, da sich angeblich Widerstand gegen Mugglys katholische Religionszugehörigkeit gebildet hatte. Nach einiger Überzeugungsarbeit schloss Karl Muggly im Frühherbst 1954 seine Arbeiten dort ab, auf den Tag genau zehn Jahre nach der Zerstörung des Gotteshauses beim Bombenangriff am 30. September 1944.

0110201710
Familien-Grabstätte Graeber-Muggly auf dem Sennefriedhof mit dem von Karl Muggly ent-worfenem Grabkreuz, 2017, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, unver-zeichnet

Obwohl inzwischen in Paderborn ansässig, reisten Phia und Karl Muggly immer wieder nach Düsseldorf zu ihrer Tochter. Noch 1956, gesundheitlich ging es ihm schon nicht mehr gut, richtete er sich dort ein provisorisches Atelier ein, zusammen mit seiner Ehefrau. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten starb Karl Muggly am 14. Oktober 1957 im Bottroper Knappschaftskrankenhaus. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Sennefriedhof, wo auch seine Ehefrau, seine Tochter und seine Schwiegereltern begraben sind. Das Grabmal auf dem Familiengrab wurde nach seinem Entwurf gefertigt. Heute erinnert sich kaum noch jemand an ihn.

 

 

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 102,1/Oberbürgermeister, Nr. 915
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 103,4/Personalakten, Nr. A 890
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 108,2/Magistratsbauamt, Nr. 113
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,1/Westermannsammlung, Nr. 100,1
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 5103
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 22, Nr. 46, Nr. 48

Literatur

  • Beaugrand, Andreas/Renda, Gerhard (Hg.), Werkkunst. Kunst und Gestaltung in Bielefeld 1907-2007, Bielefeld 2007
  • Becker, Heinrich, Bielefeld Künstlerbiographien. Ein Nachschlagewerk, Bielefeld 1965
  • Bruhns, Hardo (Hg.), Karl Muggly. Aquarelle, Zeichnungen, Glasmalerei, Berlin 2015
  • Ebert, Helmut, Lexikon der Bildenden und Gestaltenden Künstlerinnen und Künstler in Westfalen-Lippe, Münster 2001
  • Gerke, Günter, Das Geld der mageren Jahre – als alle Milliardäre waren.Bielefelder Notgeld 1917–1924, Bielefeld 1998
  • Grasser, Walter, Pick, Albert, Das Bielefelder Stoffgeld 1917-1923. Entstehungsgeschichte und Katalog mit Preisangaben, Berlin 1972
  • Katalog zur Ausstellung „Karl Muggly (1884-1957). Zeichnungen, Aquarelle, Glasmalereien“, Bielefeld 1987
  • Vogelsang, Reinhard, Geschichte der Stadt Bielefeld, Bd. 2: Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Bielefeld 1988

 

Erstveröffentlichung: 1.10.2017

Hinweis zur Zitation:
Giesecke, Dagmar, 14. Oktober 1957: Karl Muggly, Lehrer an der Werkkunstschule und Künstler stirbt in Bottrop,
https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2017/10/01/01102017, Bielefeld 2017

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..