„Das ehemalige Gebäude der Anker-Werke zwischen Rohrteich- und Ravensberger Straße – 1974 für 7 Millionen DM von der Stadt angekauft – soll einmal Bielefelds ‚Haus der Kultur und Bildung‘ werden. Dieses ‚Fernziel‘ nannte gestern Oberstadtdirektor Herbert Krämer bei der Eröffnung des Stadtarchivs und der landesgeschichtlichen Bibliothek, die ‚nach jahrelanger beengter Arbeit‘ hier ein neues und aller Voraussicht nach endgültiges Domizil gefunden haben.” Mit diesen Worten beginnt die Berichterstattung in der Neuen Westfälischen vom 7. Juni 1975 über die Wiedereröffnung des Stadtarchivs und der landesgeschichtlichen Bibliothek in den neuen Räumlichkeiten.

Die Entscheidung, dass die Einrichtungen in der Rohrteichstraße ihr neues Domizil erhalten sollten, fiel erst im August 1974, zehn Monate für die Planung und Durchführung eines Archivumzuges sind eine sehr kurze Zeit. Jahrelange Standortsuchen waren dem voraus gegangen. Bis dahin waren Archiv und Bibliothek in der Wertherstraße 3, ehemals die Villa der Familie Velhagen, untergebracht.
1894 hatte der Historische Verein für die Grafschaft Ravensberg, gegründet 1876, seine historische Sammlung, seine Bibliothek und sein Archiv der Stadt Bielefeld geschenkt, samt Mobiliar. Ende des Jahres beschloss der Magistrat die Übernahme und die damit verbundene Verwaltung. Das Ratsarchiv der Stadt und die Bestände des Historischen Vereins bildeten von nun an eine Einheit. Inhaltlich verantwortlich sollten aber weiterhin Mitglieder des Vereins bleiben. Dazu gehörten Professor Dr. Julius Wilbrand als Pfleger des Museums, der Rentner Theodor Weddigen für die Bibliothek und Oberlehrer Dr. Rudolf Reese für das Archiv. Auch wenn die Betreuung ausschließlich ehrenamtlich war, konnte die neue Situation als Fortschritt gewertet werden. 1820 hatte die Mindener Regierung einen Bericht der einzelnen städtischen Archive und deren Zustand angefordert. Bielefeld antwortete, „daß die Akten, die die Verhandlungen über städtische Angelegenheiten zum Inhalt haben, auf dem Rathaus aufbewahrt werden und daß die Beschaffenheit des ‚Lokals‘ gut sei. […] Das vollständige Repertorium ist vor 20 Jahren verloren gegangen, und das Archiv befindet sich in Unordnung. Maßregeln zur Herstellung aber eingeleitet seien.”
Als Arbeitsfläche standen Räumlichkeiten im ersten Stock des Leggehauses, direkt neben dem Rathaus gelegen, zur Verfügung. Aber schon 1885 wurde das Gebäude abgerissen und Verein, Archiv und Bibliothek erhielten eine provisorische Unterkunft Am Sparrenberg 6. Drei Jahre später musste auch diese wieder verlassen werden. Inzwischen hatte die Sparrenburg einen Neubau erhalten, in dem der Verein ein Teil nutzte. Auch dort konnte nur kurze Zeit verweilt werden. Denn 1905 erfolgte der vierte Umzug, dieses Mal in das Rathaus am Schillerplatz. Dr. Rudolf Schrader, von Beruf Oberlehrer, war bis zu seinem Tode 1941 als Verantwortlicher des Archivs tätig. Er beschrieb diesen Umzug mit folgenden Sätzen: „Mittlerweile ist auch die Übersiedelung in das neue Rathaus erfolgt. […] Leider ist bei der Umräumung – wie das nicht zu vermeiden war – das Aktenmaterial wieder in Unordnung geraten. Hier einzugreifen ist zunächst geboten.”

Eine interne räumliche Veränderung, damit die fünfte, fand 1912 statt. Ein sechstes Mal umziehen musste der Historische Verein mit seinen Büchern und musealen Stücken 1926. Die neue Anschrift hieß nun „Städtische Bibliothek für Heimatkunde” in der Neustädter Straße 14, später kam noch die Bibliothek der Altstädter Kirchengemeinde hinzu.
Die Verwaltung hatten Dr. Walter Engels und Dr. Lena Lappe. Eine dauerhafte Unterbringung sollte damit geschaffen sein. Drei Stockwerke standen nun zur Verfügung. Zu verdanken waren die Räumlichkeiten dem Oberbürgermeister Dr. Rudolf Stapenhorst und auch dem Fabrikanten Arnold Crüwell, Ehrenmitglied des Historischen Vereins, und seiner Stiftung. Das Archiv verblieb erst einmal im alten Gebäude.

Die Stadt bezuschusste die Arbeiten des Historischen Vereins von nun an so, dass drei Angestellte bezahlt und die Bibliotheksbestände erweitert werden konnten. Auch das Archiv erhielt einen kleinen Etat. Hilfskräfte unterstützten die vielfältigen Aufgaben. Lange konnte die finanzielle Unterstützung nicht gewährt werden. Die allgemeine wirtschaftliche Lage zwang die Stadt 1932, die Angestellten zu entlassen. Bis 1935 übernahm nun der Verein wieder die Verantwortung für das Haus. Archiv und Bibliothek waren inzwischen auch eng zusammen gewachsen, waren doch beide in Wechselwirkung für die lokale Geschichtsforschung notwendig. Eine verbesserte finanzielle Situation erlaubte der Stadt, wieder eigenes Personal anzustellen, das auch für die Tätigkeiten in Archiv und Bibliothek qualifiziert war. Zu nennen ist hier Dr. Gustav Engel (1893 – 1989), der diese Institution über viele Jahre prägen sollte. Aus der „Dornröschenecke” der Verwaltung konnte aber auch er das Archiv nicht geleiten.
In seiner Berichterstattung für die Jahre 1951 bis 1954 resümierte er auf den Jahreshauptversammlung des Historischen Vereins: „Das Stadtarchiv ist nach wie vor das Aschenbrödel der städtischen Kulturpflege. Die immer wiederholten Hinweise, daß der jetzige Zustand nicht nur unwürdig und unhaltbar ist, sondern Gefahren in sich birgt, die sich schlimm auswirken können, sind zwar mit Verständnis aufgenommen worden, aber regelmäßig hinter anderen Sorgen, wie Schulbauten und dergleichen zurückgestellt. Kein Kaufmann würde es sich leisten, für die Aufbewahrung der schriftlichen (vertraglichen usw.) Grundlagen seines Geschäftes nicht die nötigen sicheren Aufbewahrungsmöglichkeiten zu schaffen. Der Anschauung, ein Stadtarchiv sei nichts anderes als eine Rumpelkammer, in der sich Pensionäre ihre Zeit vertreiben, kann man leider heute auch noch begegnen. Sie könnte sich eines Tages rächen, wenn man feststellen müßte, daß wichtige Rechtsgrundlagen des städtischen Lebens verloren gegangen sind, nur, weil man sich um ihre Aufbewahrung glaubte nicht kümmern zu brauchen. Von der ideellen Seite, von der Tradition und der Pflicht einer Stadt, ihre eigene Geschichte zu pflegen, indem sie die Quellen ihrer Geschichte sichert und sammelt, sollte nicht mehr gesprochen werden müssen.”

Beim großen Bombenangriff auf Bielefeld am 30. September 1944 geriet auch das Gebäude in der Neustädter Straße 14 in Brand. Die schon vorbereitete Auslagerung der Bestände konnte nicht mehr vorher realisiert werden, Verluste blieben nicht aus. Der inzwischen siebente Umzug von Archiv und Bibliothek wurde nach Kriegsende umgesetzt. Man entschied sich, beides in der Wertherstraße 3 unterzubringen. Dort residierte schon seit 1928 das Städtische Museum. „Positiv” war, dass die drei Sammlungsgebiete des Historischen Vereins nun wieder unter einem Dach waren. Aber die Räumlichkeiten, die dem Archiv zugestanden worden waren, es waren zwei Zimmer, reichten „vorne und hinten” nicht, um das umfangreiche Kulturgut fachgemäß unterzubringen. Wegen der Enge konnte nicht geprüft werden, was und in welchem Umfang beim Umzug oder dem Brand abhandengekommen war. „Bei den vorgegangenen, notwendiger Weise überhasteten Verpackungsarbeiten für die Auslagerung scheinen einige Urkunden und vereinzelte Aktenstücke verloren gegangen zu sein”, äußerte Engel auf der Jahresversammlung des Historischen Vereins 1947 in seinem Rechenschaftsbericht.
Ebenfalls wies er darauf hin, dass zu hoffen sei, „daß die Wünsche des Archivs auf dringend nötige, wenn vorerst auch geringfügige Erweiterung Gehör finden, zumal die durchaus feucht gewesenen Akten bei der jetzigen Lagerung mangels Lüftung gefährdet sind.” Auch anstehende Aktenübernahmen aus der städtischen Verwaltung mussten gestoppt und ausgesetzt werden. Intensive finanzielle Hilfe und Unterstützung war angesichts der verheerenden wirtschaftlichen Lage nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht zu erwarten, hatten Abbau der Arbeitslosigkeit und Beschaffung von Wohnraum doch oberste Priorität. So halfen anfangs bei notwendigen Arbeiten noch nicht wieder unterrichtende Lehrer und Lehrerinnen oder Pensionäre. 1946 unterstützte der Historische Verein die helfenden Kräfte finanziell. Zwei konnten ein Jahr später schon von der Stadt ein Gehalt empfangen. Darunter war auch Dr. Ursula Niemann (1906 – 1991), die nach dem Ausscheiden von Gustav Engel ab 1958 bis zu ihrer Pensionierung 1971 das Archiv und die Heimatbücherei leitete. Zwar erhöhte sich ab den 1950er Jahren der Etat stetig, aber er stand immer hinter den anderen Kultureinrichtungen der Stadt zurück.

Auch 15 Jahre nach Kriegsende hatte sich an der Raumnot nichts verändert. Im Verwaltungsbericht von 1959 ist zu lesen, dass zwar ein Teil der älteren Akten, die noch im Rathaus lagerten, erschlossen und überführt werden konnten: „Die Akten der neuen Registratur von 1879 – 1945 […] aber noch nicht in der Wertherstraße untergebracht werden, da in den zwei Archivräumen kein Platz mehr vorhanden ist. Es ist dringend erforderlich, dass mehr Raum geschaffen wird […].” Auch für die Bibliothek wurde Raumnot festgestellt. Für Neuanschaffungen und Zeitungsbände fehlte einfach der Platz. Neben den Versuchen des Archivs, selbst eine Veränderung herbeizuführen, schaltete sich die Archivberatungsstelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe ein. Schriftlich wurde festgehalten, dass das Bielefelder Stadtarchiv in völlig unzulänglichen Räumlichkeiten untergebracht sei. Dazu käme noch der fehlende Feuerschutz. Man wurde kurzfristig aufmerksam in der Verwaltung, weiteres Interesse von anderen Archivbehörden sollte vermieden werden. Ebenfalls ein Dauerbrenner waren die Bemühungen um die Aufstockung des Personals.
Erst 1968, als das Kunsthaus und das Museum in die neu erbaute Kunsthalle umziehen konnten, entspannte sich die Situation in der Wertherstraße. Die noch auf dem Rathausdachboden liegenden Akten konnten endlich in die dafür vorbereiteten Kellerräume umziehen und die Bücherei erhielt weitere Räumlichkeiten. Dazu kam die Möglichkeit, der Gumbinner Landsmannschaft Platz zur Präsentation ihrer Sammlung zu bieten und einen Raum für Ausstellungen herzurichten.

Als Dr. Ursula Niemann 1971 in den verdienten Ruhestand ging, übernahm Dr. Reinhard Vogelsang, Archivar und Historiker, die Leitung des Hauses. Eine der ersten Veränderungen, auch nach außen hin, war die Umbenennung der „Heimatbücherei” in „Landesgeschichtliche Bibliothek”. Als Begründung nannte der neue Leiter, dass zum Benutzerkreis der Institution zum einen die städtische Verwaltung gehört, zum anderen die Öffentlichkeit: „Hier sind vor allem Studenten der Universität, der Pädagogischen Hochschule, orts- und landeskundliche Forscher, Familienkundler, […] zu nennen. Soweit es möglich ist, wird insbesondere versucht, bei den Hochschulen neue Benutzer anzusprechen. Vor allem der Begriff ‚Heimatbücherei‘ scheint einer wirksamen Werbung dabei im Wege zu stehen. Es ist nicht einzusehen, daß eine so ausgezeichnete landesgeschichtliche Bibliothek, wie sie diese Bücherei darstellt, nur deshalb immer wenig genutzt wird, weil die Bezeichnung wenig aussagt.”
Ende der 1960er Jahre stand die umfangreiche Neugestaltung der Innenstadt fest, damit verbunden der Bau einer Entlastungsstraße (Ostwestfalen-Damm), deren Verlauf die Grundstücke des Stadtarchivs und des Naturkundemuseums in der Stapenhorststraße 1 forderte. Der Abriss war für 1973 geplant. Jetzt musste endgültig eine Standortverlegung realisiert werden. Die ersten Planungen führten zur Idee, ein gemeinsames Gebäude für Museum und Archiv zu suchen. 1970 beschloss der Kulturausschuss einstimmig, dem Hauptausschuss die Planung zu übertragen. Der Raumbedarf für Archiv und Bibliothek wurde ermittelt. Für das Stadtarchiv mit seiner Heimatbücherei und Ausstellungsfläche hatte Dr. Niemann knapp 2500 qm gemeldet, wobei dem Archiv 500 qm zugestanden waren. Die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten sollte lange dauern, ob Anmietung oder Neubau stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Eine Überlegung war, einige Grundstücke an der Artur-Ladebeck-Straße einer Versicherung zu verkaufen. Die sollte dort einen Neubau hochziehen, der anschließend von der Stadt angemietet werden könne. Realisiert wurde das Projekt nicht. Entschieden war aber inzwischen vom Oberstadtdirektor, dass in absehbarer Zeit kein Neubau, weder für das Naturkundemuseum noch für das Stadtarchiv in Frage kämen. Diese Angaben wurden allerding vom Kulturdezernat relativiert und zeitlich auf 1971 eingegrenzt. Sollten sich bis dahin keine Mietobjekte finden, könne auch ein Zweckbau errichtet werden. Ende 1970 brachte Bürgermeister Helmut Wulfmeier die Idee ein, auch Einrichtungen der Erwachsenenbildung einzuplanen, unter der Überschrift „Haus für Erwachsenenbildung”. Möglicher Standort könnte in der Nähe der Universität und Pädagogischen Hochschule sein. Mangels Grundstück und weil das Stadtarchiv auch die Nähe zur Verwaltung braucht, wurde dieser Vorschlag wieder verworfen. Als Nächstes kam ein Standort auf dem Gelände der vorgesehenen Grundschule am Bültmannshof ins Gespräch, ebenfalls die Güterloher Straße, alles wurde wieder zurückgenommen. Inzwischen drängte die Zeit, da der Bau des Ostwestfalen-Damms voranschritt und die Abrissbirne näher rückte.
Dazu kam die geplante kommunale Neugliederung der Stadt und des Kreises Bielefeld mit riesigen Aktenbergen, die vom Archiv übernommen werden müssten. Laut Aktenvermerk des Kulturdezernates Ende Dezember 1972 würde dafür ein Raum mit mindestens 50 qm benötigt werden, um die Unterlagen aus den Ämtern Heepen, Jöllenbeck und Dornberg sowie aus der Gemeinde Gadderbaum unter zu bringen. Nach längeren Überlegungen wurde entschieden, das neue Archivgut erst einmal auf den einzelnen Bezirksverwaltungsstellen zu belassen, was aber nur die zeitliche Verschiebung dieses Problems einbrachte.
Immer wieder wurde auch in den Bielefelder Zeitungen über die Standortsuche berichtet. Nach Abriss des „Trocaderos” Notpforten- / Ecke Alfred-Bozi-Straße sollte dort ein Büroneubau entstehen. „Ein idealer Standpunkt für das Stadtarchiv”, ließ Oberverwaltungsrat und Leiter des städtischen Hauptamtes Rudolf Kohlmann verlauten. Die inzwischen stillgelegte Ravenberger Spinnerei als Unterbringungsmöglichkeit schwirrte in den Köpfen der Stadtverwaltung, wurde das Gelände doch schon von Baufachleuten als möglicher Standort anderer Verwaltungszweige geprüft. Je näher der Ostwestfalendamm rückte, umso fantasievoller wurde die Suche nach einem neuen Domizil. Im Februar 1972 stand ein Gebäude in der Ravensberger Straße 30 der Firma Weber zum Verkauf. Es sollte geprüft werden, ob es passend für das Stadtarchiv sei. Nachdem im Mai immer noch kein Standort gefunden war, schaltete sich der Historische Verein mit einem Brief an den Oberbürgermeister ein.

Ein Jahr später wollte die Bundesvermögensstelle die 55-er Kaserne(n) veräußern. Diesen Platz hatte vor längerer Zeit das Stadtarchiv schon ins Auge gefasst, aber zum damaligen Zeitpunkt stand das Gelände noch nicht zum Verkauf. Es würde sich aber sowohl für das Naturkundemuseum als auch für das Archiv eignen. Ende 1974, spätestens Anfang 1975 musste die alte Wirkungsstätte dem Bau der Entlastungsstraße weichen. Umso dringlicher wurde die Suche. So gab es auch eine kurze Überlegung, das Archiv in die Sennestadt zu verlegen, was aber wegen der Entfernung zur Stadtverwaltung und Universität wieder verworfen wurde; ebenfalls die Idee, Archiv und Bibliothek getrennt unterzubringen. Für das Naturkundemuseum war inzwischen aber eine neue Bleibe nahe der Kunsthalle gefunden.
Ende 1973 war die Stadt immer noch weit von einem konkreten Standort entfernt, zu teuer, zu klein oder zu weit weg. Noch im November teilte Dr. Vogelsang dem Hauptamt mit, dass die Lagerhalle der Firma Quelle auf dem rückseitigen Gelände der Ravensberger Spinnerei nach einigen Umbauten geeignet sei. Oberbürgermeister Herbert Hinnendahl befürwortete in einem Schreiben an den Historischen Verein ausdrücklich einen Standort im Ravensberger Park. Anfang des nächsten Jahres war die Überlegung, man könne das Archiv auch in der ehemaligen Werkkunstschule am Sparrenberg unterbringen. Dort befand sich noch die Fachhochschule mit dem Fachbereich Design. Wann der Umzug in ein neues Gebäude stattfinden sollte, war aber noch nicht endgültig geklärt. Der Leiter des Stadtarchivs erklärte deswegen, die Stadt sollte ihre Einflussmöglichkeiten wahrnehmen und versuchen, den Abrisstermin für die Wertherstraße zu verschieben.
Endlich, im Februar 1974, traten erste Überlegungen auf, die Gebäude der insolventen Ankerwerke zwischen Rohrteichstraße und Ravensberger Straße gelegen, zur Unterbringung zu nutzen. Das Gelände sei so groß, dass auch andere städtische Ämter dort Einzug halten könnten, so z. B. die Stadtkasse, das Tiefbauamt und das Amt für Familienfürsorge. Die Verhandlungen zum Kauf der Gebäude sollten aufgenommen werden. In der Beigeordnetenkonferenz vom 23. Juli 1974 konnte dann auch mitgeteilt werden, dass für das Stadtarchiv in Kürze ein Teil des Komplexes zur Verfügung stehen könne. Ein bleibender Standort war gefunden. In nur zehn Monaten mussten Umbau und Umzug geplant und durchgeführt werden.

Ende April 1975 war der Umzug aus der Wertherstraße mit all seinen Schwierigkeiten abgeschlossen, mussten doch neben dem Verpacken des Archivguts und der Bibliothek noch Fenster, Wappensteine und Reliefs ausgebaut werden. Sein endgültiges Domizil hatte das „Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek” nicht in der Rohrteichstraße 19 gefunden. Schnell waren auch hier wieder die eingerechneten Platzreserven verbraucht und auch die klimatischen Bedingungen für die Lagerung von Archivalien waren mehr als unzureichend. 2005 beschloss die Stadt, für das Ankergebäude einen privaten Investor zu suchen. Das Stadtarchiv sollte aber in der Rohrteichstraße verbleiben. Auch das Gebäude die Stadtbibliothek in der Wilhelmstraße sollte veräußert werden. Beide Institutionen brauchten also neue Unterkünfte. Wie in 1970er Jahren waren auch jetzt verschiedene Standorte im Gespräch.
2008 beschloss der Rat, beide in das ehemalige „Amerikahaus” am Neumarkt, wo auch schon andere Teile der Stadtverwaltung untergebracht waren, einziehen zu lassen. Von Januar bis Ende Februar 2012 waren die Einrichtungen geschlossen, um am 29. Februar feierlich Am Neumarkt 1 wieder eröffnet zu werden. Bis 2035 sind die Räumlichkeiten für das Stadtarchiv und die Stadtdtblibliothek dort von der Stadt gemietet. Ob dann ein neunter Umzug bevorsteht, ist noch nicht bekannt.

2013 ist das ehemalige Ankergebäude verkauft worden. Heute wird das Gelände zu hochwertigem Wohnraum umgestaltet.
Quellen
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 103,2/Hauptamt, Nr. 723
- Stadtarchiv Bielefeld, 103,5/Presse- und Verkehrsamt, Nr. 251
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,1/Kulturdezernat, Nr. 351, Nr. 353
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,10/Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek, Nr. 96
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung
Literatur
- Bernd Wagner, „Was verloren geht, ist unersetzlich!” Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek zwischen bürgerlichem und kommunalem Engagement, in Ravensberger Blätter, Organ des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V., Ein Haus voll Geschichte: Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek, Heft 1, Juni 1998
- Jahresberichte des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V., Nr. 10 (1895), Nr. 20 (1906), Nr. 54 (1954), Nr. 61 (1959), Nr. 63 (1962, 1963)
- Verwaltungsberichte 1893 – 1898, 1945 – 1953, 1958 – 1960, 1971 – 1972
Erstveröffentlichung: 01.06.2015
Hinweis zur Zitation:
Giesecke, Dagmar, 6. Juni 1975: Das Stadtarchiv öffnet seine Türen in den neuen Räumen der ehemaligen Anker-Werke, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld,https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2015/06/01/01062015, Bielefeld 2015
Ich erinnere mich gern an Frau Dr.Niemann.Sie hat , mit ihren Mitarbeitern, von 1960-1963 ,mich bei den Forschungen zur Dissertation Die Bielefeldr Stadtverordneten nachaltig unterstützt, zumal mein Studienort die FU Berlin war.
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