Tod des Politikers und Fabrikanten Rudolf Rempel

• Dagmar Giesecke, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek •

„Seiner Vaterstadt aber galt jeder Pulsschlag. Mit unermüdlichem Eifer, mit dem regsten Interesse suchte er das Wohl der Stadt überall zu fördern; davon zeugen seine Schöpfungen mannigfacher Art, die ihm bei uns ein ewiges Gedächtnis sichern. […] – und so hat die Stadt mit ihm ihren besten Bürger verloren.”, schrieben seine Freunde in einem Nachruf Ende August 1868 in der Wochenzeitschrift „Der Wächter”. Rudolf Rempel – Fabrikant, Politiker, Journalist, Literat und eben Bielefelder – war am 28. August 1868 in Bad Kissingen gestorben.

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Nachruf in der Wochenschrift „Der Wächter” vom 31. August 1868; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,1/ Westermannsammlung, Bd. 19, S. 57

Rudolf Heinrich Clamor Friedrich Rempel erblickte am 31. Mai 1815 in Bielefeld das Licht der Welt. Er hatte fünf Geschwister. Sein Vater Hieronymus Friedrich Rempel stammte aus Versmold und unterrichtete als Prorektor am Bielefelder Gymnasium u.a. Sprachen und Geographie. Er galt als „gelehrter aber auch eifriger und gestrenger Pädagoge, der Ordnung und Zucht in Schule und Haus zu halten wußte. Er konnte sehr leidenschaftlich und zornig werden, wenn es nicht nach seinem Willen und nach seinen Wünschen ging. […] Doch er hatte durchaus keinen finsteren und despotischen Sinn, der sich von den Regungen der Heiterkeit und des Frohsinnsganz abwendet. […] Die Neigung zu Witz und Humor, wie auch den schroffen, willenskräftigen Charakter, welche später bei dem Sohne stark ausgeprägt hervortraten, hat dieser wohl von dem Vater geerbt.”, ist in den Erinnerungen von Friedrich Schnake an Rudolf Rempel zu lesen. 1825, im Alter von nur 53 Jahren, verstarb der Vater unerwartet. Er hinterließ eine mittellose Familie, deren jüngstes Kind Ferdinand noch im Säuglingsalter war. Um die Not der hinterbliebenen Familie abzumildern, arrangierten wohlhabende Bielefelder Bürger jährliche Sammlungen. Seine Mutter war Auguste Friderica Schwarz eine Tochter des Gymnasialprorektors Johann Simon Schwarz. Die Mutter war laut Schnake „eine treffliche, herzensgute Frau, welche mit ihrem sanften Charakter oft das heftige Wesen ihres Gatten milderte und in die Bahn der ruhigen Ueberlegung leitete.”

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Porträt von Rudolf Rempel, ohne Datum; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,1/ Westermannsammlung, Bd. 19, S. 60

Die erste schulische Erziehung erhielt Rudolf Rempel von seinem Vater. Dann wechselte er zum Gymnasium, das er bis zur Prima besuchte. „Rudolph Rempel hat das hiesige Gymnasium 6 Jahre besucht und ist seit Michaelis 1829 Kleinprimaner. Mit sehr guten Anlagen von der Natur ausgestattet, konnte es ihm nicht schwer werden, sehr lobenswerthe und merkliche Fortschritte in allen Gegenständen des Unterrichtes zu machen, die freilich noch bedeutender gewesen sein würden, wenn nicht sehr große Regsamkeit und Lebendigkeit des Geistes der Beharrlichkeit im Studium einigermaßen hinderlich gewesen wäre. […] Sein Betragen war fast immer lobenswerth und tadellos.”, urteilte am 27. August 1830 August Kröner, Professor und Direktor des Gymnasiums. Kröner gelang es seinerzeit, der Schule sowohl steigende Schülerzahlen zu bescheren, als auch einen liberalen Geist, der diese im Gegensatz zu den politischen Verhältnissen der Zeit prägte. Die Reifeprüfung legte in dieser Zeit nur ab, wer wirklich ein Studium aufnehmen wollte. Friedrich Rempel sollte aber auf Wunsch seines verstorbenen Vaters Kaufmann werden und trat seine Lehre im Handelshaus Bertelsmann & Sohn, einem der größten Leinenhändlern Bielefelds, an: „Während seiner Lehrzeit erhielt er sich durch seine Ordnungsliebe und Pünktlichkeit, durch seine Gewissenhaftigkeit und Treue in der Erfüllung seiner Pflichten, durch die Gewandtheit, mit welcher er sich bald in dem Geschäfte zu bewegen lernte, die Zuneigung seines Lehrherrn, der öfter mit werthvollen Geschenken dafür seinem Zöglinge seine Erkenntlichkeit bewies.” Nach Beendigung seiner Ausbildung blieb er dem Haus weitere drei Jahre als Kommis erhalten. Zur angestrebten Selbständigkeit fehlten ihm die finanziellen Möglichkeiten. Rudolf Rempel verlobte sich mit Minna Veerhoff, der Tochter eines gut situierten Bleichereibesitzers in Ummeln. Durch die Heirat am 6. Juni 1839 waren endlich die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben. Noch im selben Jahr eröffnete er, zusammen mit Wilhelm Jantze, ein Leinengeschäft. Jantze gehörte ebenfalls nicht zu den alteingesessenen Kaufmannsfamilien Bielefeld. Setzten beide 1842 18 000 Reichstaler um, kamen sie drei Jahre später schon auf die beachtliche Summe von 30 000 Reichstalern. Die Leinenindustrie stand Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr in der Blüte ihrer Zeit.

Allein die berufliche Tätigkeit füllte Rudolf Rempel aber nicht aus. „Durch andere, von den geschäftlichen abweichende allgemeine Interessen wurde er bald mehr und lebhafter in Anspruch genommen, als es bei Geschäftsleuten gewöhnlich der Fall ist. Er hatte eine vorwiegende Neigung zur Beschäftigung mit der Politik und den öffentlichen Angelegenheiten und dieser Neigung wurde bald vielfache Anregung und Gelegenheit zur weiteren Entwicklung geboten.”, erinnerte sich wieder Friedrich Schnake. Sein Anfang der 1840er Jahre schon betätigte sich Rempel politisch und journalistisch. Rempel schien „von seiner Herkunft her gerade wie geschaffen dafür gewesen zu sein, an den politischen wie den sozialen Verhältnissen der Zeit Anstoß zu nehmen und sich einzumischen”. Zwar war ihm durch das Elternhaus eine gute Bildung mitgegeben worden, aber er kannte auch die materielle Not, die die Familie nach dem frühen Tod des Vaters getroffen hatte. Zudem sah Rempel eine Wirtschaftskrise kommen, u. a. bedingt durch die Einführung der Spinnmaschine und des Maschinengarns sowie die Verbreitung der Baumwolle. Viele noch handwerklich arbeitende Spinner und Weber verloren ihre Arbeit und konnten somit nicht mehr ihre Familien ernähren. Ebenfalls existenziell bedroht sah sich die Bielefelder Kaufmannschaft, bekam sie doch erheblich die Konkurrenz des preiswerteren englischen Maschinengarns zu spüren. Über die Einführung der Spinnmaschinen diskutierte man in allen Bielefelder Kreisen heftig. Wenig Hoffnung hatte Rempel in den preußischen Staat, dass dringend notwenig gewordene Reformen durchgeführt würden.

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Unterschrift von Rudolf Rempel, 1848; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 415

Auch Rempel mischte sich ein. Erstmalig an die Öffentlichkeit als politischer Journalist trat er am 13. November 1844, als er in der „Kölnischen Zeitung” aus Bielefeld berichtete. Anlass war der Besuch des preußischen Finanzministers Eduard Flottwell. Bei diesem ging es um die angebliche Befürwortung der Leinenhändler, Maschinen anstelle der Handarbeit einzusetzen. August Klasing, Bielefelder Buchhändler und Verleger, nahm Anstoß an Rempels Artikel und es entwickelte eine Kontroverse zwischen beiden, die wochenlang in den „Öffentlichen Anzeigen der Grafschaft Ravensberg” ausgetragen wurde. Klasing vertrat die Meinung, der Einzug von Maschinen sei nicht mehr zu stoppen. Allein stand Rudolf Rempel mit seinen ökonomischen und politischen Auffassungen nicht da. Inzwischen hatte sich in Rheda um den Arzt Otto Lüning eine Gruppe von politisch interessierten Menschen gebildet. In diesem Lese- und Gesprächskreis sollten Fragen der Zeit diskutiert werden. Lüning war auch Herausgeber der Monatsschrift das „Westphälische Dampfboot”. Eine ähnliche Gruppe hatte sich in Schloss Holte um den Fabrikanten Julius Meyer gebildet. Beide Kreise vertraten sozialistische Ansichten. Zusammen mit beiden bemühte sich Rempel seit 1845/46, Texte von Karl Marx und Friedrich Engels zu veröffentlichen.

Schon 1841 gehörte Rempel zu den Gründungsmitgliedern der liberalen Gesellschaft „Erholung”, in der ebenfalls politischen Diskussionen geführt wurden. Als 26-jährigen wählte man ihn im selben Jahr als Stellvertreter in die Stadtverordnetenversammlung. Zwei Jahre später war er dessen gewähltes Mitglied. Parallel wurde er Vorstandsmitglied in der Schützengesellschaft, die sich seit zwölf Jahren mit der Überwindung der Klassengegensätze innerhalb der Bürgerschaft beschäftigte. Trotz seiner intensiven politischen Beschäftigung, vernachlässigte er nicht seine geschäftlichen Verpflichtungen. Sein literarisches Talent fand Niederschlag im „Weser-Dampfboot” und in dessen Nachfolger, im „Westphälischen Dampfboot”.

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Auszug aus der Erwiderung auf den Artikel Rudolf Rempels im „Kölnischen Anzeiger” in den „Öffentlichen Anzeigen der Grafschaft Ravensberg, 4. Dezember 1844; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen

1844 gründete sich in Berlin der „Zentralverein zum Wohl der arbeitenden Klasse”, was Rempel dazu veranlasste, sich auch noch sozial zu engagieren. In Bielefeld baute er federführend diesen Verein für die Kreise Bielefeld und Wiedenbrück auf. Die Regierung verweigerte aber die Anerkennung des Vereins. Stattdessen eröffneten nun die Gründungsmitglieder eine Art Speiselokal, sollte wenigstens die schlimmste Not gelindert werden. Ein Jahr später gründete Rempel zusammen mit anderen den „Bürgerverein” als geschlossene Gesellschaft. Die Bielefelder Kaufmannsgesellschaft „Ressource” schien ihm nicht mehr die geeignete Plattform zu sein, für seine Ansichten zu werben. Aber auch dieser Verein konstituierte sich nicht. Nicht müde werdend, gründete er 1847 den Verein „Eintracht”, der sich als demokratisches Gegenstück zu den beiden konservativen Vereinen ”Ressource” und „Harmonie” verstand. Die „Eintracht” sollte das künftige liberale Zentrum in Bielefeld werden. Rempel blieb bis zu seinem Lebensende dessen Vorsitzender.

Dann überschlugen sich die Ereignisse im März und den folgenden Monaten des Jahres 1848. Rudolf Rempel muss von dem Geschehen so in Anspruch genommen worden sein, dass sich die Geschäftsverbindung mit Wilhelm Jantze nicht mehr halten ließ. Ihre Wege trennten sich und Rempel sah seine künftigen Aufgaben Politik und Journalismus. Am 2. April 1848 veröffentlichten Lüning, Rempel und Josef Wedemeyer ihren Aufruf „An das Volk”. Sie forderten u. a. die Einführung des allgemeinen Wahlrechts, eine Volksvertretung als gesetzgebendes Parlament, freies Versammlungsrecht sowie Rede- und Pressefreiheit. Nach den Ereignissen im März gründete sich auch in Bielefeld eine Bürgerwehr, in der Rempel ein weiteres Betätigungsfeld fand. Auseinandersetzungen führten zum Rückzug Rempels und er gründete im Mai desselben Jahres den Verein „Demokratischer Club”. Bis August traten der politischen Vereinigung mehr als 350 Bielefelder ein. Von den demokratischen Vereinen, die sich inzwischen in Westfalen gebildet hatten, wurde Bielefeld zur „Kreishauptstadt” gewählt. Nicht zuletzt ein Verdienst von Rudolf Rempel. Die Anhängerschaft für die Demokraten begrenzte sich allerdings auf die Stadtbevölkerung. Im Mai 1848 fanden die Wahlen zu der verfassungsgebenden Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche statt. Weder Demokraten noch Konstitutionelle gingen als Sieger hervor, sondern die Vertreter der Konservativen. Der Wahlkreis der demokratischen „Kreishauptstadt” Bielefeld sandte den konservativen Schildescher Pfarrer Clamor Ludwig Karl Huchzermeier nach Berlin und nach Frankfurt den konservativen Landgerichtsrat Carl Schreiber.

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Dr. Otto Lüning, Mediziner in Rheda (1818 – 1868), ohne Datum; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 61-012-013

Das „Westphälische Dampfboot” hatten die Demokraten kurzerhand zu ihrem Parteiorgan ernannt, um mehr Widerhall in der Bevölkerung zu erhalten. Es sollte in der Woche zwei Mal erscheinen, musste aber aus wirtschaftlichen Gründen wieder eingestellt werden. Und wieder war es Rempel, der zum Gründer wurde. Ab Juni 1848 erschien die Wochenschrift „Volksfreund” unter dem Motto „Freiheit, Wohlstand, Bildung für Alle”. Eifrigster Schreiber war Rempel, der aus demokratischer Sicht nicht müde wurde, politische Ereignisse des Tages zu publizieren. Als kritische Zeitung blieb eine Überwachung nicht aus, auch mehrfache Verbote nicht. Überwacht wurde aber nicht nur die Zeitung, sondern auch Rempel selbst stand unter polizeilicher Beobachtung. „Wir sind schon wieder auf dem besten Wege der alten Polizeiwirtschaft. Spionieren, Denunzieren, Majestätsbeleidigungsprozesse sind an der Tagesordnung. Die Maulwürfe der Polizei kriechen aus ihren Löchern hervor. Die Gendarmen werden mit jedem Tag um einen Zoll größer.”, schrieb Rempel im Herbst. Nur bis zum Dezember 1848 konnte er das Blatt bzw. die Redaktion in Bielefeld halten, danach ging sie in das benachbarte Lippe. Mit dem Vermerk „regierungsfeindliches Umsturzblatt” kam das endgültige Aus im Juni 1850.

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Anonymer Steckbrief für Rudolf Rempel, der am Rathaus ausgehängt war, 1848; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 415

Verhaftungen politischer Gegner waren an der Tagesordnung. Im November 1848 sollte auch Rempel verhaftet werden. Durch Flucht nach Paris konnte er sich entziehen. Nachdem klar war, dass keine Verurteilung drohte, kehrte Rempel unter triumphalen Empfang nach Bielefeld zurück. Als Stadtverordneter war er inzwischen suspendiert. Nach seiner Rückkehr musste der Ausschluss aufgehoben werden und er bekleidete das Amt weiter bis Mai 1852. Reaktionären Kreisen gelang es inzwischen, die demokratische Bewegung zu unterdrücken und auch zu vernichten. Rudolf Rempel wandte sich wie schon einmal der Praxis zu. So gelang es ihm – obwohl er behördlich überwacht wurde – eine weitere Gründung eines Arbeitervereins, der aber bedeutungslos blieb. Die gescheiterte Revolution traf Rempel und seine Mitstreiter tief. Manche wanderten nach Amerika aus. Der Polizeibericht 1854 teilte mit, dass Rudolf Rempel politisch nicht mehr aktiv sei. Stattdessen hatte er 1852 mit der Gründung der Firma „Rempel & Co, Fabrik für Leinen und Halbleinen” seine kaufmännischen Geschäfte wieder aufgenommen. Seine Familie war inzwischen gewachsen und musste schließlich ernährt werden. 1854 bestand diese aus fünf Kindern. 1859 und 1865 kamen noch zwei Söhne dazu. Die Zahl der Arbeiter erhöhte sich innerhalb von drei Jahren von 30 auf 45, die der Webstühle von 15 auf 30. Rempels Geschäfte liefen wieder gut. So gut, dass er 1853 für mehrere Monate nach Amerika reiste. Dort besuchte er neben seinem jüngsten Bruder Ferdinand auch Carl Schurz, den er zu Revolutionszeiten für kurze Zeit in Bielefeld versteckt hatte.

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Erstausgabe der Wochenschrift „Der Wächter”, 1864

Als inzwischen wohlhabender Bürger, stieg Rempel 1857 in das in finanzielle Schwierigkeiten geratene Geschäft „Tafelhütte & Co” nahe dem Bahnhof ein. Auch in die Bergbaubranche trat er ein, kaufte Aktien der Dortmunder Johannishütte und der Bochumer Zeche Hannibal. Im selben Jahr erwachten auch seine politischen Aktivitäten wieder. Das inzwischen eingeführte Dreiklassenwahlrecht bescherte im durch seine Wähler einen Sitz in der dritten Abteilung der Stadtverordnetenversammlung, sehr zum Ärger des damaligen Landrates. Neue politische Entfaltungsmöglichkeiten brachte das Jahr 1859. In Bielefeld gründete sich, wie anderorts auch, ein „Nationalverein” aus Konstitutionellen und Demokraten, deren Sprecher Rempel für die nächsten zwei Jahre wurde. Zur nächsten Wahl der Preußischen Abgeordneten 1861 brachen aber wieder alte politische Gegensätze beider Gruppierungen auf. Für die Fortschrittspartei meldete sich Rempel als Mitglied des Wahlkomitees. Selber ließ er sich aber nie als Kandidat für außerhalb Bielefelds aufstellen. Alte demokratische Forderungen tauchten wieder auf. Gehör fand Rudolf Rempel inzwischen nicht nur bei alten Mitstreitern, sondern auch bei Bielefelder Kaufleuten wie Albrecht Delius und Hermann Consbusch. Ein weiteres Mal gründete er 1862 einen Verein, dieses Mal den „Bildungsverein für die Grafschaft Ravensberg”, der „im liberalen Sinne belehrend und aufklärend unter allen Klassen der Gesellschaft wirken” sollte. Als sich 1863 der „Arbeiter-Bildungs-Verein” gründete, war Rempel nicht mehr dabei. Sein ganzes Interesse konzentrierte sich auf die Fortschrittspartei. Mit der Gründung der Zeitung „Der Wächter” erwachten seine journalistischen Aktivitäten. Für die Partei war die Zeitung ein willkommenes Mittel der Propaganda. Schnell stieg Rempel wieder zum Chefredakteur auf.

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Ansicht der Nähmaschinenfabrik, ohne Datum; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung

Geschäfte, Politik und Journalismus brachte Rempel stets „unter einen Hut”, auch als seine Frau 1865 durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt war. 1865 lernte er Carl Baer, der seit kurzer Zeit in Bielefeld weilte, kennen. Mit ihm gründete er kurzerhand die Nähmaschinenfabrik „Baer & Rempel”. Das Kapital dafür brachte Rudolf Rempel ein. Unter dem Namen „Phönix” entwickelte sich das Unternehmen zu einer der führenden Nähmaschinenfabriken Bielefelds. Später wurden daraus die „Kochs Adler Nähmaschinenwerke”. Baer heirate später eine Tochter Rempels. Gezeichnet von ihrem Schlaganfall starb Minna Rempel 1867. Gesundheitlich inzwischen ebenfalls angeschlagen, reiste Rudolf Rempel mit einem Freund im Sommer 1868 nach Wien, um eine liberale Demonstration und das Schützenfest zu besuchen. Anschließend wollte er in Bad Kissingen kuren. Dort erkrankte er an einer Rippenfallentzündung und verstarb am 28. August 1868. Er wurde, wie sein Vater, nur 53 Jahre alt.

Quellen

  • 100,2/Ältere Akten, Nr. 415: Polizeiliche Überwachung des Rudolf Rempel (1848-1857)
  • 400,1/Westermannsammlung, Bd. 19
  • 400,2/Zeitungen
  • 400,3/Fotosammlung
  • 400,6/Ansichts- und Postkarten

Literatur

Erstveröffentlichung: 01.08.2008

Hinweis zur Zitation:
Giesecke, Dagmar, 28. August 1868: Tod des Politikers und Fabrikanten Rudolf Rempel, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld, https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2008/08/01/01082008/, Bielefeld 2008

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