2. April 1848: Rudolf Rempel veröffentlicht mit anderen den Aufruf „An das Volk“ – Die 1848er-Revolution in Bielefeld

• Dr. Jochen Rath, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek  •

 

„Wir wollen Alles für das Volk und Alles durch das Volk! […] Es lebe die Freiheit!”, schloss ein Aufruf, den eine „Versammlung von Volksfreunden” am 2. April 1848 in Hamm veröffentlichte. Zum Leitungs-Komitee und zu den fünf namentlich genannten Unterzeichnern zählte der Bielefelder Unternehmer Rudolf Rempel, der danach zum auffälligsten Akteur der 48er-Revolution in Bielefeld avancierte, dessen Programm und Ambitionen aber ebenso scheiterten wie die Revolution insgesamt.

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Der am 2. April 1848 in Hamm veröffentlichte Aufruf „An das Volk” trug auch Rudolf Rempels Namen; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 5308

Nachdem Ende Februar 1848 ein Bündnis aus Studenten, Arbeitern und der Nationalgarde den französischen König Louis Philipp I. gestürzt hatte, ergriffen auch Deutschland revolutionäre Ideen. Die zunächst in Süddeutschland gestellten Forderungen nach Pressefreiheit, Vereinsrecht und Volksbewaffnung fanden in einigen Staaten des Deutschen Bundes Widerhall, so dass auch neue Regierungen gebildet wurden. Das Zugeständnis des preußischen Monarchen Friedrich Wilhelm IV., sich für einen einheitlichen deutschen Bundesstaat und eine Volksvertretung engagieren zu wollen, ging an den Barrikaden und im Kugelhagel am Berliner Schloss im März 1848 unter. Erst das erneute Versprechen des Königs beendete die Kämpfe.

Bielefeld zählte um 1848 etwa 10.000 Einwohner, von denen die weitaus meisten keinerlei aktive Teilhabe am politischen Geschehen und an der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt hatten. In Bielefeld gaben ungebrochen die alten Kaufmannsfamilien – u. a. Delius, Tiemann, Kisker, Bertelsmann, Velhagen, Consbruch, Krönig, von Laer oder Johanning – den Ton an. Sie bildeten ein aus vielleicht 300 Personen bestehendes Netzwerk, das sich klar gegen andere Bevölkerungsgruppen abschloss, die städtischen Führungsämter besetzte und weiter die wichtigsten Handelshäuser und Gewerbeunternehmungen kontrollierte. Dieses „Leinenpatriziat” bildete eine homogene „Oberschicht”, die inklusive Militärs, Beamte und Akademiker etwa 6,6% der Bevölkerung ausmachte. Die zweite große Bevölkerungsgruppe (25 %) war die „Mittelschicht” mit Handwerkern und Händlern, Gastwirten, Geistlichen, Lehrern, Beamten, Webern und Landwirten. In diese Gruppe gelang die stärkste soziale Mobilität, hierhin erfolgte beruflicher und gesellschaftlicher Aufstieg. Die sog. Unterschicht war quantitativ am stärksten und rekrutierte sich aus der Landbevölkerung, Tagelöhnern und ab etwa 1850 aus der Industriearbeiterschaft – und verfügte über keinen Zugang zu politischen Entscheidungen.

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Rudolf Rempel (1815–1868) war Unternehmer und „Demokrat”; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 61-18-25

Den Aufsteigern aus dem neuen Wirtschaftsbürgertum gelang auch in Bielefeld Anfang der 1840er Jahre bedingt der politische Aufstieg: Der als „Demokrat” beargwöhnte Kaufmann Rudolf Rempel (1815–1868) und der Metzgermeister Johann Friedrich Klasing wurden als erste Vertreter aus dem Volk in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Rempel war es dann auch, der den leinenpatrizischen Alleinvertretungsanspruch in Frage stellte, als er 1847 mit anderen einen eigenen Gesellschaftsclub, die „Eintracht” gründete. Im Verlag von August Helmich in Bielefeld erschien das „Westphälische Dampfboot” des Rhedaer Arztes Otto Lüning, das konsequent sozialistische Ideen propagierte, aber doch ein Solitär blieb. Dennoch diskutierten von Akademikern und Kaufleuten dominierte Kreise mehr oder weniger offen Vorstellungen von Demokratie und nationaler Einheit: Rempel war hier ebenso zu finden wie Julius Helmich und Christian Nasse, dessen Bierlokal Schauplatz von Debatten war, die die Polizei beobachtete. Bielefeld geriet bald in den Ruf, ein „Demokratennest” zu sein. Die Ereignisse vor 1848 werfen ein bezeichnendes Licht auf die Befindlichkeiten in der städtischen Gesellschaft, denn das große revolutionäre Ereignis von 1848 blieb in Bielefeld zunächst vor allem auf intellektuelle Kreise und wenige Vertreter des Mittelstandes beschränkt.

So waren es einzelne Streitigkeiten zwischen den etablierten Bürgern und den Vertretern des Staates, hier den Garnisonsoffizieren, die das Verhältnis zum Staat schon vor 1848 belasteten: Auseinandersetzungen im Gesellschaftsclub „Ressource” um das Waffentragen der Offiziere, die nach einer entsprechenden Satzungsänderung geschlossen austraten, als unpatriotisch empfundene Reden anlässlich des Jahrestages der preußischen Niederlage von Jena und Auerstedt 1806, der Degenstreich eines Offiziers gegen den als „Kommunisten” verdächtigten Buchhändler August Helmich sowie Gerüchte um eine Verlegung der Garnison nach Herford – all das verschlechterte das Klima.

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Im Gesellschaftsclub „Ressource” waren bereits vor 1848 Konflikte zwischen Bürgern und Offizieren aufgetreten, Foto um 1880; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-1691-1

Die mit einigen Tagen Verzögerung eingetroffenen Nachrichten aus dem revolutionären Berlin wurden in Bielefeld geradezu euphorisch aufgenommen und mit Feuerwerk, Hissen von Schwarz-Rot-Gold, Böllerschüssen, Kokardentragen gefeiert, eine nachhaltige inhaltliche Vertiefung fand zunächst kaum statt, obwohl die Presse- und Versammlungsfreiheit sowie die Niederlage des Königs diskutiert wurden. Einig war man sich jedoch darin, dass vor allem Ruhe zu bewahren war. Das erschien umso nötiger, nachdem im direkten Umland ländliche Proteste aufflammten. Im Amt Heepen, in Altenhagen, Ubbedissen und Hillegossen, in Vilsendorf und Dornberg kam es zu Tumulten als sich die minderprivilegierten Heuerlinge gegen die landbesitzenden Bauern vereinigten, denen sie abgabepflichtig waren. Freilich fehlte diesen Unruhen der revolutionäre Charakter mit ideologischer Unterfütterung und genereller Zielsetzung. Es waren lokale Proteste, die aus konkreter Not und greifbarem Elend resultierten, sich gegen den lokalen Dienstherrn und dessen Besitz richteten und denen es nicht gelang, sich zu einer allgemeinen Bewegung zu entwickeln, so dass das Militär sie erfolgreich ersticken konnte. Die Amtschronik Heepen bilanzierte: „In den niederen Schichten der Bevölkerung war es nur der Kampf der Nichtbesitzenden gegen die Besitzenden und hatte daher keine politische Bedeutung […].”

Über alle politischen Differenzen in Einzelfragen hinweg reagierten Bielefelds Bevölkerung und die Verwaltung umsichtig, indem ein Sicherheitsverein gegründet wurde, der für die öffentliche Ordnung sorgen sollte, sobald die Garnison ausrückte. Diese durchorganisierte Bürgerwehr wurde vom Bürgertum geführt, das sich aus den Gesellschaftsclubs kannte. An der Spitze standen bekannte Namen wie Johanning, Delius, Consbruch, Krönig, aber auch Rempel bekleidete einen Posten. Zum Einsatz kam sie nicht, da der ländliche Protestfunke aus dem Umland nicht in die Stadt übersprang. Das bürgerliche Engagement verlagerte sich weiter, nachdem die Zensur aufgehoben worden und Versammlungsfreiheit gegeben war. Dieses lieferte den Nährboden für eine neue politische Kultur, indem sich politische Parteien, und zwar Demokraten, Konstitutionelle und – zahlenmäßig gering – Konservative bildeten. Die Demokraten fanden bis Mai 1848 ihr Organ im „Westphälischen Dampfboot” und einen starken Mann im Gastwirt Nasse, der das Honoratiorentum mehrfach erfolgreich provoziert hatte. Platzhirsch war jedoch unzweifelhaft der 33-jährige Rudolf Rempel – ein glänzender Organisator, begeisternder Redner und wortgewaltiger Schreiber, ein cleverer Taktiker im Umgang mit den Behörden und sozial engagierter Leinenkaufmann, eine charismatische Persönlichkeit voller Talente und dem Mut, sich auch bis zur Selbstaufgabe zu belasten: „Mich überzeugen nur Gründe. Drohungen schrecken mich nicht. Was ich für recht und wahr erkannt, werde ich verfechten mit Wort und Schrift, so lange Mund und Hand mir den Dienst nicht versagen, trotz alledem und alledem”, womit er abschließend eine Gedichtzeile von Hermann Ferdinand Freiligrath (1810–1876) aufnahm. Aufgrund der Berliner Ereignisse ließ Rempel sein unternehmerisches Engagement ruhen und wandte sich ausschließlich Politik und Journalismus zu.

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„Das Vaterland ist zu keiner Zeit durch Miethlinge geschützt noch gerettet. Die einzig sichere Wehr findet es stets in der Vereinigung seiner freien Bürger”, mahnte das Protokollbuch der 1848 gebildeten Bürgerwehr einleitend; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 688: Protokollbuch des Vorstandes der Bürgerwehr, 1848

Am 2. April 1848 nahm er in Hamm an einer „Versammlung von Volksfreunden” teil und zählte sogar zum provisorischen Leitungs-Komitee, dem neben Otto Lüning vor allem die führenden Köpfe des soeben gegründeten „Arbeitervereins” in Hamm angehörten: Joseph Weydemeyer (1818–1866), ein Vermessungstechniker („Geometer”) der Köln-Mindener Eisenbahn, der Student Christian Essellen (1823–1859) und der Oberlandesgerichtsreferendar Friedrich Kapp (1824–1884).

Gemeinsam veröffentlichten sie im Namen der Versammlung den Aufruf „An das Volk”, der kompromisslos für das Prinzip der Volkssouveränität und für einen radikalen Umbau der Gesellschaftsordnung, von Verwaltung und Justiz plädierte. Angesichts der Berliner Ereignisse glaubte man an das Ende der alten Privilegien, weg vom „Interesse der einzelnen Klassen” hin zu einer „Herrschaft des Volkes”. Gefordert wurden u. a. die Einführung des allgemeinen Wahlrechts (aktiv und passiv), eine Volksvertretung als gesetzgebendes Parlament, freies Versammlungsrecht sowie Rede- und Pressefreiheit sowie die Abschaffung des grundherrlichen Abgabenwesens.

Ein „Ministerium für die Arbeiter” sollte unter deren Beteiligung wiederum „eine gründliche Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen” herstellen, neustrukturierte Verwaltungen die Bevölkerung beteiligen („ohne Bevormundung der aktenschreibenden Regierungen”), die Justiz stärker kontrolliert werden, so dass schließlich „Männer aus dem Volke Recht sprechen”. Freiheit der Lehre, der Religion und Kommandeurswahl, Verminderung der Militärausgaben, vollständige Umgestaltung der Steuerverhältnisse: „Wir wollen mit einem Worte eine volksthümliche, wohlfeile Regierung, damit wir die Mittel für die Bedürfnisse des Volkes gewinnen.” Dazu sollte auch der „Sturz[e] der Bureaukratie, der Schreibstubenherrschaft” beitragen, indem das „Heer der besoldeten Beamten” reduziert werden sollte. Der Appell forderte zur Bildung weiterer Vereinigungen auf, um diesen Forderungen lokal jeweils Gehör zu verschaffen – man hoffte auf eine breite Bewegung: „Möge das Volk diesen unseren Grundsätzen seine mächtige Unterstützung leihen, mögen sich überall Vereine bilden, um diesen Grundsätzen Geltung zu verschaffen.”

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Von 1848 bis 1850 gab Rempel die Zeitung „Der Volksfreund” heraus, der die Nachfolge des „Westphälischen Dampfbootes” antrat; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 42

Folgerichtig gründete Rempel am 15. Mai 1848 in Bielefeld den Verein „Demokratischer Club”, dem bis August mehr als 350 Menschen beitraten – jeder 30. Bielefelder war demnach ein dem Staat verdächtiger „Demokrat”!. Die Demokraten fanden bei der Stadtbevölkerung Zuspruch, die ländlich-pietistischen Bereiche blieben den Konservativen zugeordnet, nicht zuletzt wegen der kirchenkritischen Einstellung der Demokraten, die mit dem „Westphälischen Dampfboot” über ein Parteiorgan verfügten, das jedoch bald wieder einging. Bielefeld wurde zur Kreishauptstadt der demokratischen Vereine Westfalens. Die zahlenmäßig stärkere politische Gruppe in Bielefeld waren die „Konstitutionellen” unter dem Vorsitz des Lehrers (und späteren Ehrenbürgers) Ludwig Volrath Jüngst (1804–1880). Sie definierten sich ex negativo, indem sie anfangs für sich in Anspruch nahmen weder republikanisch (also „demokratisch”) noch reaktionär (also „konservativ”) zu sein.

Zu klaren Forderungen und konkreten Aussagen, zu einer eigenen Programmatik gelangten sie nicht. Allenfalls die Bejahung der Monarchie mit einer Verfassung und bürgerlichen Freiheitsgarantie war als Grundforderung zu erkennen und wurde im „Ravensbergischen Volksblatt” akademisch entfaltet, das als Beilage zu den Öffentlichen Anzeigen für die Grafschaft Ravensberg” erschien. Rempel dagegen gab ab Juni 1848 unregelmäßig die Zeitung „Der Volksfreund” zunächst in Bielefeld, dann bis zum Verbot 1850 in Lemgo heraus.

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Ludwig Volrath Jüngst (1804–1880) führte die „Konstitutionellen” an; Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 61-10-19

Demokraten und Konstitutionelle einte dagegen die – letztlich erfüllte – Forderung nach öffentlichen Stadtverordnetenversammlungen, um Transparenz herzustellen. Während beide um die Mandate zum Frankfurter Parlament und zur Preußischen Nationalversammlung konkurrierten, übersahen sie, dass die Entscheidung im ländlichen Umland fiel. Dort nämlich hatten die konservativen Erweckungspfarrer Clamor Ludwig Karl Huchzermeier und Johann Heinrich Volkening politisch längst das Sagen, und da die Stadt Bielefeld damals noch zum Kreis Bielefeld zählte und die ländliche Bevölkerung die Mehrheit stellte, blieben die Ambitionen der städtischen Bewerber erfolglos. Huchzermeier zog in Berlin ein, der Landgerichtsrat Carl Schreiber dagegen in das Paulskirchen-Parlament – Rempels Engagement für die verelendeten Spinner und Weber und Handwerker hatte nicht gezogen. Denn nachdem die in der März-Euphorie formulierten Forderungen nach bürgerlicher Freiheit, Liberalisierung des öffentlichen Lebens und angemessener Volksvertretung durch die Versammlungen in Berlin und Frankfurt erfüllt schienen und die Gremien weiter debattierten, war die Dynamik dahin.

Die staatlichen Gewalten nutzten die Atempause, um neue Kräfte zu sammeln. Und als Rempel und Jüngst um die Ausrichtung der Bürgerwehr stritten, schuf die Monarchie Fakten: Das neue Bürgerwehrgesetz vom 17. Oktober 1848 machte die Bürgerwehr zum Instrument der Behörden, des Staates. Als sie im Folgejahr kurzerhand verboten wurde, hatte der Staat sein Machtmonopol wieder zurück erobert. Und dass sich die beiden politischen Hauptlager in den jeweiligen Organen gegenseitig Beleidigungen vorwarfen, hatte nur die Konfiszierung ganzer Zeitungsausgaben durch die Behörden zur Folge.

Die Pressefreiheit wurde auf dem Altar politischer Konkurrenz und Eitelkeiten geopfert und es profitierte allein der reaktionäre Staat. Unter Rempels Leitung hatte zuvor im September 1848 in der Bielefelder „Berglust” der Provinzialkongress der Demokraten Westfalens getagt. Delegierte aus Ostwestfalen (außer Lippe) beschlossen hier immerhin ein Parteiprogramm, das eine demokratisch-sozialistische Republik forderte. Ein zweiter Kongress in Münster beschloss einen Steuerverweigerungsvorbehalt oder gar den Einsatz der Bürgerwehr, wenn der Forderung der Nationalversammlung nach einem Steuerbewilligungsrecht nicht nachgekommen werde. Damit überspannten die Demokraten den Bogen: Der Staat verhaftete zahlreiche Delegierte, Rempel floh nach Paris, Nasse und Carl Johanning verließen die Stadt ebenfalls.

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Die Stadt war etwas revolutionär, das Umland wählte konservativ und stützte damit die Reaktion; kolorierter Stich, 1801/69, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,11/Graphische Sammlung,

Die Reaktion hatte sich durchgesetzt, auch in Bielefeld. Die Revolution wurde „abgesagt”, zumal die städtischen Protagonisten sich nur über Wahlen hätten weiter profilieren können, dort aber am konservativen Umland scheiterten. Dieses nämlich konnte revolutionär anmutende Ausschläge in der städtischen Bürgerschaft nahezu mühelos absorbieren, während das etablierte Bürgertum stets die inneren Verhältnisse beruhigte, als es auf ländliche Elends-Proteste mit der Einberufung einer Bürgerwehr reagierte. Ein Schulterschluss von Stadt und Land fand nicht statt, eine innerstädtische Koalition kam ebenfalls nicht zustande. So verlief die 48er Revolution in Bielefeld trotz gewisser ungewöhnlicher Ausschläge vergleichsweise unaufgeregt, zumal die Leinenkrise mit der Baumwollkonkurrenz und den preiswerter produzierenden Spinnmaschinen die politischen Vorreiter, die in Bielefeld ja gerade Unternehmer wie Rempel waren, wieder zurück in ihre Betriebe führte.

Die 48er Revolution in Bielefeld hat bislang eine eher verhaltene Darstellung erfahren: Im 1996 publizierten „Stadtbuch Bielefeld” wird dieses Ereignis überhaupt nicht erwähnt, in der „Kleinen Geschichte der Stadt Bielefeld” kommt Reinhard Vogelsang mit einer halben Seite aus und auch in der großen stadtgeschichtlichen Darstellung bringt er es auf die Kurzformel: „Revolution fand hier nicht statt.” Tatsächlich blieb die Revolution in der Stadt Bielefeld eine Episode, ein Ereignis bürgerlicher Eliten, der die Dynamik und Vehemenz anderer Städte und Regionen fehlte.

 

Quellen

  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 409: Zensur von Zeitungen und Zeitschriften, 1845-1851
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 418: Politische Vereine und Überwachung des Versammlungs- und Vereinigungsrechts, 1848-1876
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 420a: Politische Verbrechen, 1848-1876, Enthält u.a.: Versammlungen der Bielefelder Demokraten
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 421: Zensur der öffentlichen Blätter, verbotene Schriften und Beaufsichtigung der Leihbibliotheken, 1848-1878
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 423: Volksversammlung im Freien und das Versammlungsrecht, 1848-1880
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 688: Protokollbuch des Vorstandes der Bürgerwehr, 1848
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 690: Sicherheitsverein, 1848
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 100,2/Ältere Akten, Nr. 691: Bürgerwehr (auch Sicherheitsverein), 1848-1850
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,1/Westermannsammlung, Bd. 19
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 37: Ravensbergisches Volksblatt (Beiblatt zum „Öffentlichen Anzeiger für die Grafschaft Ravensberg”), 1848-1849; Nr. 42: Der Volksfreund, 1848-1850
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 11-1691-1, 61-10-19 und 61-18-25
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 5308: Flugblätter, Aufrufe und Bekanntmachungen zur Revolution 1848, 1848-1849
  • Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,11/Graphische Sammlung, Nr. 153: Stadtansicht Bielefeld, 1801/69

Literatur

  • Blanke, Horst Walter, „Jede Umwälzung trägt den Charakter ihrer Zeit”: Ostwestfalen-Lippe 1848/49 (Schriften der Historischen Museen Bielefeld, Bd. 14), Bielefeld 1999
  • Foerster, Cornelia, Städtisches Leben im 19. Jahrhundert, in: Andreas Beaugrand (Hg.), Stadtbuch Bielefeld – Tradition und Moderne in der ostwestfälischen Metropole, Bielefeld 1996, S. 52–55
  • Perrefort, Maria, 1848 – Revolution in Hamm (Notizen zur Stadtgeschichte, Heft 4), Hamm 1998
  • Reininghaus, Wilfried (Hg.), Die Revolution 1848/49 in Westfalen und Lippe (Schriften der Historischen Kommission für Westfalen, Bd. 16), Münster 1999
  • Ders./Horst Conrad (Hg.), Für Freiheit und Recht. Westfalen und Lippe in der Revolution von 1848/49, Münster 1999
  • Vogelsang, Reinhard, Geschichte der Stadt Bielefeld. Band 2: Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Bielefeld 1988
  • Ders., Ludwig Volrath Jüngst, das Ravensbergische Volksblatt und der Konstitutionelle Verein 1848/49, in. Ders./Rudolf Westheider (Hg.), Eine Region im Aufbruch. Die Revolution von 1848/49 in Ostwestfalen-Lippe (9. Sonderveröffentlichung des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg), Bielefeld 1998, S. 247–272
  • Ders., Bielefeld in der Revolution von 1848/49 – eine Quellensammlung, Bielefeld 1999
  • Ders./Henrich Wiethüchter, Rudolf Rempel (1815–1868), in: Jürgen Kocka/Reinhard Vogelsang (Hg.), Bielefelder Unternehmer des 18. bis 20. Jahrhunderts (Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien, Bd. 14), Münster 1991, S. 143–162

 

Erstveröffentlichung: 01.04.2013

Hinweis zur Zitation:
Rath, Jochen, 2. April 1848: Rudolf Rempel veröffentlicht mit anderen den Aufruf „An das Volk“ – Die 1848er-Revolution in Bielefeld,
https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2013/04/01/01042013, Bielefeld 2013

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