• Jan-Willem Waterböhr – Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld •
Mittelaltermärkte und Fantasy-Spektakula erfreuen sich spätestens seit dem Erfolg des Der Herr der Ringe-Franchises und Serien wie Game of Thrones zunehmender Beliebtheit. Das Bielefelder Sparrenburgfest schaut auf eine längere und andere Tradition zurück und ist nicht erst seit einigen Jahren fester Bestandteil des Bielefelder Festkalenders. Dabei ist eine Frage nicht so leicht zu beantworten: Wann fand eigentlich das erste Sparrenburgfest statt? Man könnte es sich leichtmachen. Im Verwaltungsbericht der Stadt Bielefeld heißt es für das Jahr 1981:

„Um die Sparrenburg als das Wahrzeichen Bielefelds bewußter zu machen, wurde 1981 erstmals ein „Sparrenburgfest“ durchgeführt. Burghof und Außenanlagen standen ganz im Zeichen eines bunten Familienprogramms. 5 000 Besucher erlebten bei zwei ausverkauften Veranstaltungen ein mittelalterliches Ritterturnier.“
Demnach findet seit 1981 das Stadtfest jährlich unter dem Namen „Sparrenburgfest“ statt. Allerdings hatte es schon 1979 ein erfolgreiches „Burgfest“ mit Ritterturnier gegeben. Noch viel früher, am 3. Juli 1884, hatte es auf dem Burggelände bereits ein Bürgerfest gegeben, das aber einmalig bleiben sollte.
Die Beliebtheit des extravaganten Spektakels hoch über der Stadt ist bis heute ungebrochen: 26.000 Besucherinnen und Besucher zählte Bielefeld Marketing GmbH als Veranstalter im verregneten Jahr 2024 – im Vorjahr waren es 30.000. Die Anlässe, Besonderheiten und die Entwicklungen des Sparrenburgfestes auf der „Akropolis über Bielefeld“, die sich in mehr als 40 Jahren in Bielefeld zu einem über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Happening entwickelt haben, sollen Gegenstand der folgenden, noch unvollständigen Dokumentation sein.
Ritterturnier und Historischer Jahrmarkt: Das „Burgfest“ 1979 und die ersten „Sparrenburgfeste“ 1981/1982
Das „Burgfest“, aus dem später das Sparrenburgfest entstehen sollte, fand am 13. Mai 1979 statt. Anlass war das 100. Jubiläum zum Ankauf der Sparrenburg am 19. Mai 1879 durch die Stadt Bielefeld. Das noch eintägige Fest wurde an einem Sonntag gefeiert, der gleichzeitig Muttertag war. „Stilecht“ wurden mittelalterlich-gedachte Aktionen geplant: Hauptattraktion des Tages war das Ritterturnier, zu dem rustikale Speise und Getränke angeboten wurden. Die Amateurritter des Vereins „Die Lehnsritter e.V.“ aus Düsseldorf kamen mit zehn Pferden, vollständigen Rüstungen, selbsthergestellten Kettenhemden und mittelalterlichen Waffen. Schausteller, die sich Thomas von Brügge, Heribert von Jülich und Armin von Arnsberg nannten, begeisterten die zahlreichen Zuschauer mit Saustechen, Spießwerfen, Bogenschießen und Schwertkampf. Das Lanzenstechen auf den Pferden fand als weiterer Höhepunkt statt. Als nicht „stilecht“ identifizierte das Westfalen-Blatt allein eine Armbanduhr eines der Amateurritter.

Das Rahmenprogramm begann mit einem Freiluftgottesdienst, an dem etwa 800 Personen teilnahmen. Danach öffneten die Stände des Spieß- und Ochsenbräters sowie der Suppen- und Getränkestand im Innenhof der Sparrenburg. Die Musikgruppe „Kurzweyl“, die Fanfarenspieler „Uslar“ und die „Solinger Herolde“ schafften die nötige, mittelalterliche Atmosphäre und unterhielten das Publikum. Auf der Wiese vor dem Burggelände trat das fahrbare Theater „Schaulust“ aus Bielefeld auf und zeigte verschiedene Inszenierungen.
Auch wenn der Zutritt zum Burghof kostenlos war, mussten die Zuschauer des Ritterturniers auf der großen Wiese hinter dem Bergfried 3 DM Eintritt zahlen. Etwa 3.000 Karten wurden bereits im Vorfeld verkauft. Gästen ohne Vorverkaufskarte wurde jedoch der Zutritt verwehrt, weil die Veranstaltungswiese hemmungslos überfüllt war. Die Zuschauerinnen und Zuschauer kritisierten die schlechte Sicht auf das Spektakel, berichtet das Westfalen-Blatt vom 14. Mai 1979. Einige Kinder und Jugendliche funktionierten den Überbau des Brunnens zur Tribüne um. Viele Erwachsene liefen immer wieder auf das Turnierfeld, um besser sehen oder fotografieren zu können. Sie mussten von den Veranstaltern und den Rittern mehrmals ermahnt werden, dass Turniergelände zu verlassen. Es kam jedoch zu keinen Unfällen, sodass die Neue Westfälische ihre Berichterstattung mit den Worten schloss: „Viele Bielefelder waren sich einig, daß solche Veranstaltungen öfter auf ihrer Burg stattfinden müßten.“

Doch erst am 13. September 1981 veranstaltete der neu gegründete Bielefelder Verkehrsverein e.V. das „Sparrenburgfest“ unter neuem Namen. Anlass war einerseits der Erfolg des „Burgfestes“ von 1979 und andererseits das Bestreben, das Wahrzeichen stärker in den Fokus der Stadtgesellschaft zu rücken. Das Sparrenburgfest im Herbst sollte neben dem Leinewebermarkt im Frühjahr ein zweites Familienstadtfest werden.
Erneut wurden die „Lehnsritter e.V.“ aus Düsseldorf engagiert – auf eine Tribüne zur besseren Sicht auf das Ritterturnier wurde aus Kostengründen verzichtet. Zum erweiterten Rahmenprogramm gehörten zahlreiche Handwerker (Glasbläser, Töpfer und ein Schmied) sowie Puppentheater, Tanzvorführungen, die Wahrsagerin „Medusa“ und der Zauberer „Wittus Witt“.
Das Konzept ging auf: Besucherinnen und Besucher, die Presse und der Bielefelder Verkehrsverein zogen eine überwiegend positive Bilanz – Kritik gab es erneut an der schlechten Sicht auf das Ritterturnier und anwohnerseitig wegen der Lärmbelästigung. Doch der Erfolg brachte auch neue Ideen: Das Sparrenburgfest sollte zu einer dreitägigen Veranstaltung und die Kunsthandwerkerstände gegenüber dem Speiseangebot ausgeweitet werden. Eine allgemeine Bühne könnte die Sicht auf das Programm verbessern, die Verlagerung auf die gesamte Promenade bis Brands Busch den Ritterspielen mehr Raum bieten. Am 1. Oktober 1981 beschloss der Werbeausschuss des Verkehrsvereins das Konzept zu einem „Historischen Jahrmarkt des 19. Jahrhunderts“ weiterzuentwickeln.

Gesagt, getan: Das Sparrenburgfest vom 20. bis 22. August 1982 wurde von Harry Owens, dem Veranstalter des Leinewebermarkts organisiert und durchgeführt. Aus Rücksicht auf die Wohngebiete wurde nur bis 21 Uhr und ohne Verstärker gefeiert. Mit 120 Schaustellern, darunter dem Schwertschlucker „Rudolfo“, dem französischen Feuerschlucker „Marcel“, der Schlangentänzerin „Gina“, dem Zauberer „Kalanag“ und der Säbelbalancetänzerin „Indira“ sowie einem Karussell aus dem Jahr 1874, fünf Handwerkerständen, einer 6 Meter langen Bühne und zahlreichen Bewirtungsständen wurden auch der Rundlauf und die Rondelle der Sparrenburg genutzt. Erstmalig wurde der „Brückenzoll“ von 1 DM erhoben.
Erneut nahmen das Publikum und die Presse das Fest positiv auf. Der Vorstand des Verkehrsvereins dokumentierte, dass es gelungen sei, die Familie als Zielgruppe zu erreichen und das Problem mit der „Lärmbelästigung“ zu beheben. Das neue Konzept solle beibehalten werden, kleine Anpassungen seien jedoch notwendig: Die Tierschauen sollen zurückgefahren werden, da die Schausteller aggressiv um Spenden geworben hätten. Ebenso solle zukünftig kein „Golden-Gate“-Wagen mit Zigarettenverkauf mehr zugelassen werden. Neben weiteren Neuplatzierungen der Stände sollte das Angebot um Führungen und Besichtigung des Turms und der Kasematten erweitert werden.

Ein noch früheres „Sparrenburgfest“? Ankauf der Sparrenburg 1879 und das Burgfest 1884
Ein genauerer Blick in die Geschichte zum Ankauf der Sparrenburg durch die Stadt Bielefeld vom preußischen Staat am 19. Mai 1879, welches 100 Jahre später der Anlass für das „Burgfest“ 1979 war, lässt ein früheres Fest auf der Sparrenburg am 3. Juli 1884 nachweisen. Das Fest wurde vom Historischen Verein für die Grafschaft Ravensberg und dem Verschönerungsverein in Bielefeld im damaligen inneren Burghof als Folge des Erwerbs der Burganlage veranstaltet.
Was war geschehen? Seit Ende des 18. Jahrhunderts, v.a. aber während und nach der Napoleonischen Besetzung verfiel die Burg Sparrenberg zunehmend: Die Wirtschaftshäuser wurden nicht in Stand gehalten und der Bergfried bröckelte. 1844 ermöglichten zahlreiche Spenden die Wiederherstellung des Turms – die Arbeiten wurden wenige Jahre später fertiggestellt. Dennoch blieb die Sparrenburg weitestgehend unbrauchbar. Der preußische Staat, Eigentümer der Burg, nutzte nur noch die Kerkeranlagen als Gefängnis – gelegentlich wurden die Insassen für Instandhaltungsarbeiten eingesetzt.
Im Kontext der romantischen Verklärung der mittelalterlichen Burganlage im aufstrebenden Bielefelder Bürgertum des 19. Jahrhunderts gelang es den Stadtverordneten und dem Magistrat, den Ankauf im Mai 1879 mit nur 8.934,90 Goldmark zu realisieren. Dies war möglich geworden, da 1877 ein großes Feuer das Dach des Hauptgebäudes zerstört hatte und das Gefängnis folglich aufgelöst wurde. Ein Jahr zuvor hatten sich der Historische Verein und der Verschönerungsverein gegründet, die für den Kauf politisch auf die Stadt einwirkten. In den Folgejahren reparierten Vereinsmitglieder das vom Feuer beschädigte Hauptgebäude und bauten die verschiedenen Säle wieder auf. Im Burginnenhof wurde Platz für einen Restaurantbetrieb geschaffen.

Das Fest am 3. Juli 1884 sollte „neues Leben zum Blühen in die Ruinen“ bringen – mit diesen Worten begann der Gymnasialdirektor Dr. Otto Nitzsch (1824-1904) seine abendliche Eröffnungsrede zur Geschichte der Burg Sparrenberg. Im Innenhof waren Sitzgelegenheiten für etwa 2.000 Gäste geschaffen worden, die jedoch für den Andrang nicht ausreichten. Aus umliegenden Etablissements wurde weiteres Mobiliar für die mindestens 2.500 Besucherinnen und Besucher geschaffen, wie die Westfälische Zeitung vom 4. Juli 1884 berichtet.
Zahlreichen Speisen, Fackeln und Feuerschalen sorgten in den Abendstunden für ein stimmungsvolles Ambiente. Die musikalische Untermalung übernahmen die Bielefelder Kapelle und die vereinigten Männerchöre. Weitere Lampions und „bengalische Leuchtfeuer“ erleuchteten den abendlichen Rundgang aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer, der nicht nur über ehemalige Festungsgelände, sondern auch vor die Bürg führte. Die abschließende Lobrede des Ratsherrn und Fabrikanten Dr. Gustav Bertelsmann (1833-1909) betonte die erfolgreiche und rasante Entwicklung Bielefelds, die die Pflege der Burg als bürgerliche Aufgabe miteinschließe. Er schloss mit einem Loblied, welches von einem weiteren Feuerwerk begleitet wurde:
„Und nun ein Glas laßt weihen uns der Einen / der freundlich hellen, schönen Vaterstadt / Als uns’re Erd‘ dies Thal geboren hat! / Das Glas empor! Stimmt alle jubelnd ein: / Dem schönen Bielefeld allein!“
Von Rittern und Gauklern bis zum „Orient“: Das Sparrenburgfest entwickelt sich

Das Fest auf der Burg 1884 unterschied sich in seiner Form gänzlich von dem heutigen Sparrenburgfest und auch jenen in den 1980er-Jahren. Gemeinsam hatten sie jedoch, die Sparrenburg als Wahrzeichen der Stadt in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger rücken zu wollen. Heute steht eher das Vergnügen und auch das Interesse von Mittelalterfans und sogenannten Reenactment-Gruppen im Fokus. Es zeigt sich also – und auch das lässt sich schon 1979 bis 1982 erahnen – dass das „Sparrenburgfest“ einem kontinuierlichen Wandel zur Anpassung an die Interessen der Stadtgesellschaft unterlag und weiterhin unterliegt. Die Überlieferung ist noch lückenhaft, gewährt aber einige skizzenhafte Einblicke.
Seit spätestens 1985 übernahm die Ausgestaltung des Sparrenburgfests der Verein Krämer Zunft und Kurtzweyl e.V., der einen möglichst authentischen Markt des 12. bis 15./16. Jahrhunderts präsentierte. Für das Sparrenburgfest vom 29. bis 31. August 1986 boten auf dem Markt ein Riemenschneider, ein Schuhmacher, ein Lederschneider, ein Löffelschnitzer, ein Wollspinner, ein Tonflötenbauer, ein Kerzenzieher und Perlenweber und Glasbläser sowie viele andere ihre Produkte an. Die Händlerinnen und Händler präsentierten Stoff- und Filzwaren, Wein, indische Kulturgüter und orientalische Gewürze zum Verkauf. Die Darsteller des Losemund-Theaters, die ein Spiel aus einer Handschrift von 1391 inszenierten, der Flammenfried (Fakir und Feuerkünstler) und Max Uhlenspiegel mit einer Darbietung der „derben Narretei“ unterhielten die Besucherinnen und Besucher.

Auch die Sparrenburgfeste 1988 und 1990 brachten nur kleine Anpassungen des Programms: Da das Sparrenburgfest 1987 erstmalig ein Minusgeschäft für den Verkehrsverein war – Grund war das schlechte Wetter – einigte man sich mit Krämer Zunft und Kurtzweyl e.V. darauf, das Fest vorzuverlegen. Auch die desolate Toilettensituation wurde behoben – 1987 sei es zu Verstopfungen der Ableitungen und beinah zu einem Rückfluss gekommen. Neu im Programm war „Ars Nova“, die geistliche und weltliche Musik des 13. bis 16. Jahrhundert spielten, die aus der DDR stammende „Musica Mensurata mit Musik aus dem 13. bis 15. Jahrhundert“ und weitere, auch keltische Musikkünstlerinnen und -künstler sowie die Gaukler und Narren „Manni & Giovanni“ und die Zauberin Parella. Unter die Händler hatten sich auch Münzpräger, Korbflechter, Blumenbinder, Quacksalber und Instrumentenhändler gemischt. Für das Sparrenburgfest 1990 ist erstmalig die aus der DDR stammende instrumentale Mittelalterband Corvus Corax (lat.: Kolkrabe) belegt, die in den Folgejahren zu einer der erfolgreichsten Bands des Genres anwachsen sollte. Sie hatte sich erst 1989 gegründet und war noch vor dem Fall der Mauer in die Bundesrepublik geflüchtet. Sie gastierte sogar bis in die späten 2010er Jahre auf dem Sparrenburgfest.
Viele Jahre wurden nur Kleinigkeiten im Festprogramm angepasst: Schausteller, Handwerker und Herolde wechselten, aber das Sparrenburgfest behielt sein Gesicht auf dem Burgareal. Beispielsweise besuchten Ende Juli 2001 bei bestem Sommerwetter 40.000 Besucherinnen und Besucher das mittelalterliche Treiben. Über 200 Darstellerinnen und Darsteller unterhielten das Publikum, schnitten aber auch ernste Themen des Mittelalters an: „Die Pest ist ausgebrochen. Bringet die Toten!“ erschallte es von den „Pest Doktores“, die von ihrem Umzug über das Gelände aufbrachen. Mit einem Leichenkarren zogen sie Richtung „Sichacker“, um die Feiernden vor weiterem Unheil zu bewahrten – ein heimliches und makabres Programmhighlight.
Erst 2009 erfuhr das Sparrenburgfest eine grundlegende Veränderung: Erstmalig fanden der Markt und die kulturellen Darbietungen vor den Burgmauern und nicht mehr im Burghof, auf dem Rundgang und den Rondellen statt. Ursache waren die archäologischen Ausgrabungen und die Restaurierungsarbeiten auf den Rondellen und unter der Wiesenfläche hinter dem Bergfried, die bis heute freigelegt sind und besucht werden können. Die Verantwortlichen bei der Stadt hatten zunächst überlegt, das Sparrenburgfest abzusagen. In Zusammenarbeit mit Kramer Zunft und Kurtzweyl e.V. wurde jedoch ein neues Konzept erarbeitet und erfolgreich umgesetzt: Die Besucherinnen und Besucher begrüßten die Weitläufigkeit, die das Gedränge „oben auf der Burg“ auflöste und betonten die stärkere Wirkung der Burganlagen, die auf dem umliegenden Areal deutlicher zur Geltung kamen. Mit vier Bereichen (Ritter, Hof, Bauern, Orient) präsentieren sich seitdem die Schaustellerinnen und Schausteller um die Sparrenburg herum. Neben zahlreichen Handwerks-, Kunst- sowie Speise- und Getränkeständen, ermöglichten kleine, verteilte Bühnen und Veranstaltungszelte ein größer und breiter aufgestelltes Kulturangebot, das sich nicht mehr nur auf eine Hauptbühne und Spielmannsecken konzentrierte. Bis heute hat das Sparrenburgfest dieses Gesicht.

Spiegel der bis heute anhaltenden Entwicklung sind die Plakate des Sparrenburgfests. Vom Burgfest 1979 ist bisher kein Plakat überliefert. Die 1981 gedruckten Plakate zeigen einen gezeichneten Ritter in Turniersituation, die auch noch in den Folgejahren verwendet wurden. Die Plakate der späten 1980er Jahre waren weniger farbenfroh und meistens in Grüntönen gehalten. Sie zeigten eine mittelalterliche Trommelspielerin, die auch den Verein Krämer Zunft und Kurzweyl e.V. repräsentierte. Spätestens seit Mitte der 1990er Jahre kündigten der Gauklernarr und ein schwarzbärtiger Ritter mit Helm, jeweils im Profil, das mittelalterliche Stadtfest an. Seit einigen Jahren verzichtet Bielefeld Marketing auf derartige „Maskottchen“ – im wahrsten Sinne des Wortes – und zeigt Szenen des Handwerks, markante Schausteller und Ritterkämpfe sowie Besucherinnen und Besucher. Damit haben sie sich – wie zuvor auch – dem Zeitgeist angepasst.
Fazit
Wann auch immer man das erste Sparrenburgfest zeitlich einordnen möchte, nicht nur die ursprünglichen Anlässe, die Sparrenburg als Wahrzeichen der Stadt stärker ins Zentrum der Wahrnehmung zu rücken, sondern auch der aktuelle Hype um Mittelalter- und Fantasymärkte und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Festkonzepte sorgen weiterhin für den Erfolg des Stadtfestes.

Die ständige Anpassung an die Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher zeigt sich nicht nur am stetigen Ausbau des Angebots: Vom Ritterturnier (1979 und 1981) über den Versuch eines Historischen Jahrmarkts des 19. Jahrhunderts (1982) bis zur Markt- und Bühnenstruktur, wie es heute noch gefeiert wird. Die Verlegung vor die Bühne war vermutlich eine der einschneidensten Veränderungen – abgesehen von den abgesagten Sparrenburgfesten 2020 und 2021 aufgrund der Coronapandemie. Das kulturpolitische Vorgehen einer „try and error“-Entwicklungsstrategie hat sich für das Sparrenburgfest als erfolgreich herausgestellt. Bis heute ermöglicht die Veranstaltung eine Flucht aus der häufig hektisch empfundenen Gegenwart. Die teils noch immer romantische Vorstellung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit bis in das 16. Jahrhundert hinein teilt das heutige Fest mit dem allerersten Fest auf der Burg Sparrenberg am 13. Mai 1884.
Quellen
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 103,4/Personalakten, Nr. A 931
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 103,5/Presse- und Verkehrsamt, Nr. 626
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 103,5/Presse- und Verkehrsamt, Nr. 637
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,13/Kulturamt, Nr. 21
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,13/Kulturamt, Nr. 75
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 107,13/Kulturamt, Nr. 127
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 210,48/Stadtblatt Fotosammlung, Nr. 439
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 210,55/Bielefeld Marketing, unverzeichnet
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 20: Neue Westfälische Volkszeitung vom 5. Juli 1884
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 32: Neue Westfälische, 14. Mai 1979
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 41: Der Wächter vom 4. Juli 1884
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 50: Westfälische Zeitung vom 4. Juli 1884
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 54: Westfalen-Blatt vom 5. Mai 1979
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,2/Zeitungen, Nr. 54: Westfalen-Blatt vom 14. Mai 1979
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,1/Westermann-Sammlung, Nr. 140 Bd. 2
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 4450
- Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,10/Zeitgeschichtliche Sammlung, Nr. 5324
Literatur
- Bielefelder Spiegel, Jg. 26, Nr.6 (1979)
- Bielefelder Spiegel, Jg. 26, Nr. 9 (1979)
- Bielefelder Spiegel, Jg. 28, Nr. 17 (1981)
- Brandt, Brigitte, Netzwerk und Gestalter der Kultur. Das Kulturamt Bielefeld, in: Andreas Beaugrand (Hrsg.), Stadtbuch Bielefeld. 12014-2014, Bielefeld 2013, S. 710-713
- Holtkamp, Hans-Rudolph, Stadtmarketing für Bielefeld. Die Entwicklung von Bielefeld Marketing, Verkehrsverein und Stadthalle, in: Andreas Beaugrand (Hrsg.), Stadtbuch Bielefeld. 12014-2014, Bielefeld 2013, S. 724-729
- Kamm, Andreas, Sparrenburg. Burg – Festung – Wahrzeichen, Bielefeld 2007
- Verkehrsverein Bielefeld (Hrsg.), Die Sparrenburg in Bielefeld, Bielefeld 1982
- Vogelsang, Reinhard, Geschichte der Stadt Bielefeld. Band III: Von der Novemberrevolution 1918 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Bielefeld 2005
- Wessing, Michael, Die Sparrenburg. Vom Wehrbau zum Wahrzeichen, Bielefeld 1994
- Verwaltungsbericht der Stadt Bielefeld für die Jahre 1977-1981
Hinweis zur Zitation:
Waterböhr, Jan-Willem, Mai 1979 (oder 13. September 1981): Wann feierte Bielefeld das erste Sparrenburgfest?, https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2024/09/01/01092024/, Bielefeld 2024
